Die Eroberung der Halbinsel Cotentin und der Hafenstadt Cherbourg  

Vorgeschichte: 

Aufgrund seiner weit in den Ärmelkanal vorgeschobenen Lage kam der Stadt Cherbourg und ihrem Tiefwasserhafen für den Handel zur See aber auch für die französische Marine schon von je her große Bedeutung zu. Diese Ausnahmestellung wurde noch erhöht, als König Louis XVI im Jahre 1776 daran ging, den Hafen durch eine 8 km lange Hafenmole, die im Abstand von circa 1 km vom Festland verläuft, zu schützen. Der Bau dieser Hafenmole zog sich über 77 Jahre hin, da die im Ärmelkanal regelmäßig wütenden Stürme mehrfach große Schäden anrichteten und die Arbeiten um Jahre zurückwarfen. 1853 war es dann aber soweit, Cherbourg hatte nun einen geschützten Tiefwasserhafen. Die unter Napoleon I begonnenen Bauarbeiten am Marine-Arsenal wurden 1858 unter Napoleon III abgeschlossen, ein Jahr später entluden die ersten Dampfschiffe der Transatlantiklinie ihre Fracht am Gare Maritime.

82 Jahre später, genauer am 18. Juni 1940, nur 6 Wochen nachdem deutsche Truppen mit dem Angriff auf das neutrale Belgien den Westfeldzug eröffnet hatten, stand die deutsche 7. Panzer-Division (Geisterdivision) unter Generalmajor Rommel nach einem rasanten Vormarsch durch Nordfrankreich vor den Toren Cherbourgs. Rommel hatte seine Division am 18. Juni 1940 in einem Gewaltmarsch entlang der Westküste des Cotentin über Coutances, La Haye du Puits, Barneville-sur-Mer und les Pieux bis kurz vor Querqueville (5 km westlich vor Cherbourg) geführt und dort seine Truppen in Stellung gebracht. Wenige Stunden zuvor hatten die letzten britischen Truppentransporter im Rahmen der Operation Ariel den Hafen mit Truppen der britischen 52nd Infantry und 1st Armoured Divisions verlassen (vom 15. – 18. Juni wurden über den Hafen von Cherbourg 30.300 Soldaten des Britischen Expeditionskorps evakuiert) und waren in Richtung Portsmouth gedampft. Nur einige wenige britische Kriegsschiffe blieben zurück, die prompt das Feuer auf die deutschen Einheiten eröffneten.

In seinem Gefechtsstand im Château Sotteville, 14 km südwestlich von Cherbourg, fand Rommel noch am Spätnachmittag mehrere gut versteckte, streng geheime französische Militärkarten, auf denen die Stellungen der französischen Streitkräfte in und um Cherbourg eingezeichnet waren. Die Karten hatte der französische Befehlshaber der Garnison von Cherbourg bei seiner überstürzten Flucht vor den sich rasch nähernden Deutschen zurückgelassen. Rommel wusste nun, wo die Schwachstellen in den Verteidigungsanlagen in und um Cherbourg lagen und erteilte demensprechende Befehle.

Noch in der Nacht zum 19. Juni begann die deutsche Artillerie auf militärische Einrichtungen in Cher­bourg zu feuern. Im Laufe des 19. Juni kapitulierte ein Fort nach dem anderen, als auch das Marine-Arsenal am 19. Juni 1940 gegen 16:00 die Waffen streckte wurden die Kapitulationsverhandlungen eingeleitet. Nach einer kurzen Unterredung wurde um 17:00 die Kapitulation der französischen Streitkräfte im Hof der Hafenpräfektur von Generalmajor Rommel und Admiral Abrial, dem Befehlshaber der französischen Kanalflotte, unterzeichnet.

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