Tourlaville – Les Capelains Stützpunkt 245 1./M.A.A. 260

Die Bauarbeiten an der Marine-Küsten-Batterie Brommy (die Batterie war nach dem deutschen Konteradmiral Karl Rudolf Brommy benannt, 10.09.1804 - 09.01.1860, der Mitte des 19. Jahrhunderts die erste deutsche Bundesflotte befehligte) begannen Anfang September 1940 auf dem Gelände der alten französischen Batterie Les Capelains. Das 94 m über dem Meeresspiegel gelegene Gelände war geradezu ideal, um den Hafen von Cherbourg sowie dessen Zufahrtswege zu schützen. Bereits am 10. September 1940 wurden die drei veralteten franz. 16,7 cm Geschütze demontiert, unmittelbar darauf begannen Einheiten der Marine-Bau-Bataillone 311 und 313 die ersten Geschützplattformen zu betonieren. Nur drei Wochen später wurden vier moderne 15 cm S.K.C/28 Kanonen installiert. In den folgenden Monaten wurde die veraltete Infrastruktur der ehemaligen franz. Batterie modernisiert, unter anderem wurden neue Unterkünfte für die Geschütz- bedienungen errichtet.

Der Hafen von Cherbourg war nun gegen Osten hin geschützt, nach Westen hin übernahm diese Aufgabe die bei Amfreville gelegene M.K.B York (siehe Eintrag unter Amfreville).

Bis August 1943 wurden dann bis auf den Bau eines Leitstandes bzw. Peilstandes sowie der Installation eines 1,5 m Durchmesser Scheinwerfers an der von Kapitänleutnant zur See Walter Schindler geführten Batterie (1./M.A.A. 260) keine weiteren nennenswerten Veränderungen vorgenommen. Im September 1943 wurde von der Organisation Todt ein Minengürtel mit 2.800 Minen rund um das Batteriegelände gelegt, ab Dezember 1943 wurde mit dem Bau von vier Kasematten (1 x Regelbautyp M272, 2 x M270 und 1 x M195) begonnen, die im Mai 1944 fertiggestellt waren. Um auch gegen die zunehmenden Überflüge durch feindliche Aufklärungs- und Kampfflugzeuge besser geschützt zu sein, wurden zwei 4 cm bzw. drei 2 cm Flak in Stellung gebracht.

Kurz vor der Invasion wurde die Bewaffnung der Batterie durch eine Alarmflakbatterie (vier 7,5 cm Flak), die nur durch Sandsäcke geschützt wurde sowie durch zwei 7,62 cm Feldkanonen russischer Bauart ergänzt.

Am Abend des 24. Juni war das 12th Infantry Regiment unter Colonel Luckett bis zu dem nur wenige Hundert Meter südlich der Batterie gelegenen Tourlaville vorgedrungen, ein Angriff stand unmittelbar bevor. Nachdem am Morgen des 25. Juni ein Schwarm P-47 Thunderbolt Jagdbomber insgesamt 13 Bomben auf die Batterie abgeworfen hatte, näherte sich das 1st Bn., 12th IR, vorsichtig entlang der Route des Couplets (heutige D 120) dem Batteriegelände. Da die Deutschen zwei weiße Fahnen gehisst hatten, gingen die Amerikaner davon aus, dass sich die Garnison ergeben wollte und rückte, ohne Deckung zu nehmen, näher. Die Deutschen eröffneten daraufhin mit mehreren Mörsern und 2 cm Flakgeschützen das Feuer, das sechs Amerikaner schwer verwundete. Mit Unterstützung mehrere Panzer drangen die Amerikaner daraufhin in das Batteriegelände ein und konnten, ohne auf großen Widerstand zu stoßen, die Batterie einnehmen. In höchster Eile wurde nun die auf Cherbourg zulaufende Naval Taskforce 129 unter Rear-Admiral Morton Deyo informiert, dass die Batterie Brommy in amerikanischer Hand war und daher kein Beschuss von See erfolgen sollte.

Das Gelände der Batterie Brommy (GPS N49° 38' 45.474" W1° 33' 22.576") wurde nach dem Krieg von der franz. Marine übernommen, ist aber seit einigen Jahrzehnten der Natur überlassen. Die Befestigungswerke und Kasematten sind daher mittlerweile stark von dornigem Gestrüpp überwuchert und nur recht schwer zugänglich. Es empfiehlt sich die Mitnahme einer Heckenschere.