Deutsche Verbände im Kampf um St-Lô

352. Infanterie-Division: Dem im OMAHA Sektor landenden Truppen des US V Corps (Major General Leonard T. Gerow) stand am D-Day und in den ersten Tagen nach der Landung die deutsche 352. Infanterie-Division unter Generalleutnant Dietrich Kraiss gegenüber. Diese 13.200 Mann starke Division war erst im November 1943 in der Nor- mandie um Veteranen der zuvor an der Ostfront zerschlagenen 321. und 286. Infanterie-Divisionen bzw. Grenadier-Regiment 546 neu aufgestellt worden. Um diese erfahrenen Soldaten wurden die Reihen der Division mit jungen Rekruten aufgefüllt, viele waren gerade einmal 17 oder 18 Jahre alt. Nach einem mehrere Monate andauernden Ausbildungszeit im Raum St-Lô wurde die Division ab Mitte März an die Küste vorverlegt und übernahm dort von der 716. Inf.Div. den circa 53 Km langen Küstenabschnitt Bayeux, der von Asnelles im Osten bis nach Carentan im Westen reichte.

Nach der Verlegung wurden die Soldaten verstärkt zu Schanz- und Bauarbeiten am Atlan- tikwall herangezogen, worunter das Ausbildungsprogramm der jungen Rekruten teilweise erheblich zu leiden hatte. Dennoch wurde die Division im Gegensatz zu ihren westlich und östlich anschließenden Nachbarn, der 709. und 716. Inf.Div., als voll angriffstauglich eingestuft. General Kraiss unterteilte den ihm zugewiesenen Küstenabschnitt Bayeux noch einmal in drei Unterabschnitte:

Küstenverteidigungssektor 1 (Carentan bis Grandcamp) wurde vom Grenadier-Regiment 914 (Oberstleutnant Ernst Heyna) verteidigt, dessen Hauptquartier sich in Neuilly-la-Forêt, 3 km südlich von Isigny-sur-Mer befand. Das Grenadier-Regiment 914 wurde im Küsten- verteidigungssektor 1 durch das Ost-Bataillon 439 (Ukrainisch) verstärkt, das seinen Gefechtsstand in les Veys eingerichtet hatte.

Küstenverteidigungssektor 2, der von Grandcamp bis nach Colleville-sur-Mer reichte, und damit den zukünftigen Landungsstrand OMAHA Beach einschloss, unterstand dem Grena- dier-Regiment 916 (Oberst Ernst Goth) mit Hauptquartier in Trévières.

Weiter östlich schloss sich Küstenverteidigungssektor 3 an, der sich von Colleville-sur-Mer bis nach Asnelles im GOLD Landungssektor erstreckte und unter dem Kommando des Grenadier-Regiments 726 (Oberst Walter Korfes, Gefechtsstand im Château de Sully) stand. Drei Bataillone des GR 726 (I. und III./GR 726 sowie das Ost-Bataillon 439) unterstanden zum Zeitpunkt der Landung dem Kommando der 352. Inf.Div.. Das dritte Grenadier-Regiment der 352. Inf. Div, GR 915 unter Oberstleutnant Karl Meyer) war dem LXXXIV. Armee-Korps als Korpsreserve unterstellt und im Rahmen der so genannten Kampfgruppe Meyer im Hinterland des GOLD Sektors stationiert.

Im Verlauf der Kämpfe um St-Lô wurden folgende deutsche Verbände nachgeführt, die entweder direkt der 352. Inf.Div. oder dem II. Fallschirm-Korps bzw. dem LXXXIV. Armee-Korps unterstellt wurden:

Kampfgruppe Heintz: Mobile Kampfgruppe der 275. Inf.Div. in Stärke von circa 4.100 Mann unter dem Kommando von Oberst Joachim Heintz, Kommandeur des GR 984. Die Kampfgruppe bestand im Wesentlichen aus den I. und II./GR 984, Füsilier-Bataillon 275, Pionier-Bataillon 275, drei Batterien des Artillerie-Regiments 275, einer Flak-Batterie sowie der Panzerjäger-Kompanie der 275. Inf.Div.). Vorauseinheiten der Kampfgruppe erreichten den Kampfraum Vire-Taute am 11. Juni und wurden zunächst zur Sicherung des Vire-Taute Kanals eingesetzt. Einer Quelle nach wurden die 4.100 Mann von rund 600 HiWis (Rotarmisten, die nach der Gefangennahme im Ostfeldzug auf Seiten der Wehrmacht weiterkämpften, um nicht wie viele Hunderttausende ihrer Kameraden in deutscher Kriegs- gefangenschaft elendig umzukommen). Kampfgruppe Heintz war bis zum 13. Juni der 352. Inf.Div. unterstellt, ab dem 14. Juni war die Kampfgruppe der 17. SS-Pz.Gren.Div. unter- stellt.

Kampfgruppe Böhm: Mobile Kampfgruppe der 353. Inf.Div. in Stärke von circa 1.000 Mann unter Oberst Böhm, Kommandeur des Grenadier-Regiments 943, die Kampfgruppe bestand aus dem II./GR 943 (plus 13. und 14./GR 942) sowie dem Füsilier-Bataillon 353. Kampfgruppe Böhm erreichte den Raum Villiers-Fossard am 16. Juni und wurde dort bereits einen Tag später bei einem erfolgreichen Gegenangriff auf Villiers-Fossard einge- setzt.

Kampfgruppe Kentner: Mobile Kampfgruppe der 266. Inf.Div in Stärke von circa 1.800 Mann unter Oberst Albert Hugo Kentner, Kommandeur des GR 897. Die Kampfgruppe bestand aus der Stabskompanie GR 897, den I. und II./GR 897, 13./GR 897, 3., 8, und 9. Batterie, Artillerie-Regiment 266, sowie einem Zug der Panzerjäger-Kompanie des GR 897. Die Kampfgruppe Kentner traf am 23. Juni östlich der Vire ein und löste das stark dezimierte GR 914 (Kampfgruppe Oberstleutnant Ernst Heyna) im Frontabschnitt direkt östlich der Vire ab. Ab dem 11. Juli, dem Tag, an dem die Großoffensive der Amerikaner begann, wurden der Kampfgruppe Kentner noch die II./GR 899 (266. Inf.Div.) und III. GR 898 (Kampfgruppe Rambach, siehe unten) unterstellt, die Ende Juni im Raum St-Lô einge- troffen waren und zunächst in Reserve gehalten wurden. Die Kampfgruppe Kentner hatte nach der Unterstellung der beiden Bataillone eine Kampfstärke von über 3.500 Mann.

Kampfgruppe Rambach: Mobile Kampfgruppe der 343. Inf.Div. in Stärke von circa 1.000 Mann unter Major Rambach, Kommandeur des I./GR 852. Die Kampfgruppe Rambach bestand III./GR 898, 1./Pionier-Bataillon 343, 7./Artillerie-Regi­ment 343, ein Zug Panzerjäger des GR 898). Die Einheit erreichte den Raum St-Lô am 28. Juni, wurde zunächst als Divisionsreserve der 352. Inf.Div. in Reserve gehalten und ab dem 11. Juli in Untestellung zur Kampfgruppe Kentner in den Kampf gegen die 35th Infantry Division geworfen.

Schnelle Brigade 30: Unabhängiger mobiler Verband (auf Fahrrädern)in Stärke von  1.362 Mann  unter Oberstleutnant Freiherr Theodor von und zu Aufseß. Die Brigade wurde bereits am 6. Juni in einem Gewaltmarsch aus dem Raum Coutances - Granville ins Zentrum bzw. an den rechten Flügel der Frontlinie der 352. Inf.Div verlegt. Die drei Abteilungen der Brigade wurden sofort in den Kampf geworfen, die 517. Schnelle Abteilung wurde dem GR 916 unterstellt und lag im Raum Formigny, die Schnellen Abteilungen 513 und 518 wurden dagegen zunächst dem GR 726 (Oberst Korfes) unterstellt.

Kampfgruppe Wisliceny: Mobile Kampfgruppe der 2. SS-Pz.Div. „Das Reich“ in Kampfstärke von circa 2.000 Mann unter Obersturmbannführer Günther-Eberhardt Wisliceny (151. Schwert­träger). Die Kampfgruppe bestand aus der I./SS-Pz.Gren.Rgt. 3 „Deutschland“, 14. und 16. SS-Pz.Gren.Rgt. 3 „Deutschland“, SS-Pz.Pi.Btl. 2 „Das Reich“ sowie der 6./SS-Pz.Rgt. 2. Die Kampfgruppe erreichte den Kampfraum Vire-Taute Anfang Juli und wurde gegen Einheiten der US VII und XIX Army Corps eingesetzt.

3. Fallschirmjäger-Division: Die 3. Fallschirmjäger-Division unter Generalleutnant Richard Schimpf traf mit ersten Vorauseinheiten am 10. Juni im Kampfraum östlich der Vire ein und wurde sofort östlich der 352. Inf.Div. im Raum Cauvers – Berigny – St-Germain-d´Elle in den Einsatz geworfen. Ab dem 22. Juni waren alle Elemente der mit 17.420 Mann äußerst kampfstarken Division im Raum östlich von St-Lô eingetroffen.

Panzer-Lehr-Division: Die Panzer-Lehr Division unter Generalleutnant Fritz Beyerlein war der wahrscheinlich am besten ausgerüstete und ausgebildete Panzerverband der Wehrmacht, da das Offiziers- und Unteroffizierskorps der Einheit aus Ausbildern und Instrukteuren zweier Panzerschulen bestand. Die Division, die eine Kampfstärke von 14,699 Mann sowie 237 Panzern und Sturmgeschützen besaß, lag Anfang Juni im Raum Chartres – Le Mans – Orléans und wurde von dort in Richtung Normandie in Marsch gesetzt, wo am 8. Juni das II./Pz.Gren.Rgt. 902 im britischen Sektor westlich von Caen in das Kampf- geschehen eingriff. Die Division stand bis zum 25. Juni im Einsatz gegen die Briten, zwischen dem 26. Juni und 5. Juli wurde der Großteil der Division allmählich durch die 276. Inf.Div. abgelöst und ging in Reservestellung. Als im Vire-Taute Kampfraum die Lage kritisch wurde, wurde die Panzer-Lehr-Division bis auf die 6./Panzer-Regiment 130, eine Kompanie des Panzerjäger-Bataillons 130 sowie einige weitere Divisionstruppen am 10. Juli in den Vire-Taute Kampfraum verlegt, wo die Division aufgrund der harten Kämpfe gegen die Briten mit nur noch 50% - 60% ihrer Sollstärke eintraf.

Pionier-Bataillon-Angers: Dieses Bataillon mit 433 Schulungskräften und Rekruten der Pionier­ausbildungsschule der 7. Armee in Angers erreichte am 11. Juni den Kampfraum Vire-Taute und wurde am 12./13. Juni der Kampfgruppe Heintz unterstellt.

SS-Panzergrenadier-Regiment 38:  Das I./SS-Pz.Gren.Div. 17 stand ab Mitte Juni im Raum le Port des Planques - Graignes – Goucherie und unterstützte dort die Kampfgruppe Heintz/Pionier Bataillon Angers im Abwehrkampf gegen die amerikanische 30th ID und 3rd Armored Division. Das II./SS-Pz.Gren.Div. 17 stand ab Mitte Juni im Raum Vire-Taute Kanal im Einsatz, wurde später östlich der Vire in den Raum la Meauffe und von dort als Eingreifreserve in den Raum Pont-Hébert verlegt. Dem SS-Pz.Gren.Reg. 38 war für die Kämpfe im Raum Viere-Taute zusätzlich ein Großteil des SS-Pionier-Bataillons 17 unter- stellt.

Fallschirmjäger-Regiment 14: Mindestens ein Bataillon des FJR 14 unter Major Herbert Noster wurde ab Mitte Juli der Panzer-Lehr-Division unterstellt und war im Vire-Taute Kampfraum im Raum Pont-Hébert im Einsatz.

Fallschirmjäger-Regiment 15: Am 25. Junierreichte das I./FJR 15 unter Oberst Kurt Gröschke den Raum St-Lô und wurde zunächst dem II. Fallschirm-Korps unterstellt. Kurz darauf traf auch das II./FJR 15 ein und kam ebenfalls unter das Kommando des II. Fall- schirm-Korps.

Korpstruppen II. Fallschirm-Korps: Fallschirm-Aufklärungs-Abteilung 12, Fallschirm-Artillerie-Regiment 12, Fallschirm-Sturmgeschütz-Abteilung 12, Fallschirm-Flak-Regiment 12.

 

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