St-Lô (City of Ruins)

Der Höhepunkt einer jeden Schlachtfeldbegehung im Raum St-Lô ist natürlich die lange und heiß umkämpfte Stadt selbst. Wie beschrieben wurde die Stadt am 18. Juli durch die Task Force Cota (TFC) unter Brigadier General Cota mit Unterstützung durch das 1st Bn, 115th IR, befreit. Den Amerikanern fiel allerdings eine völlig zerstörte Stadt in die Hände. Bereits vor dem D-Day wurden der Bahnhof und andere wichtige Logistikzentren in der Umgebung der Stadt bombardiert, am 6. Juni gegen 20:00 griffen mehrere Geschwader zweimotorige Marauder Bomber die Stadt direkt an und warfen mehrere Dutzend Tonnen Bomben ab, die die Stadt in Schutt and Asche legten. Durch die großflächige Zerstörung der Stadt, 77% der Gebäude waren nicht mehr bewohnbar, waren viele Bewohner gezwungen, Schutz und Unterkunft bei Freunden oder Verwandten in der näheren Umgebung zu suchen.

Vire will wind in other shadows
unborn through the bright ways tremble
and the old mind ghost-forsaken
sink into its havoc

Samuel Beckett (1906-1989): Saint-Lô, 1946, from The Collected Poems 1930-1978, 1984


St-Lô hat vor einigen Jahren einen beschilderten „Itinéraire de la libération“ mit 15 Statio- nen eingerichtet, die mit der deutschen Okkupation, der Zestörung sowie der Befreiung der Stadt in direktem Zusammenhang stehen. Die unten gezeigten Bilder vermitteln einen guten visuellen Eindruck über die wichtigsten Stationen:

Folgende Sehenswürdigkeiten bzw. Gedenkstätten lohnen einen Besuch:

La Chapelle de la Madeleine

Es handelt sich hier um eine Kapelle, innerhalb  derer mit Hilfe zahlreicher Bilder und Informationstafeln den bei der Befreiung der Stadt beteiligten Einheiten, hauptsächlich der 29th und 35th Infantry Divisions, gedacht wird. Die Kapelle ist leider nur im  Zeitraum Juli – September von  14:30 - 18:30 zu besichtigen. Links vom Eingang zur Kapelle befindet sich eine Skulptur von Robert J. Harding Jr., die dort im Juni 2000 zum Andenken an seinen am 6. August 1944 gefallenen Vater, 1st Lieutenant Robert J. Harding Sr., aufgestellt wurde (GPS N49° 7' 2.125" W1° 3' 39.953").

Friedhof von St-Lô

Am Eingangstor zum Friedhof in der Rue de Général Gerhardt befindet sich linker Hand eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass es diese Straße war, auf der am Abend des 18. Juli 1944 die Taskforce C unter Brigadier General „Dutch“ Cota in die Stadt eingedrungen war (GPS N49° 7' 1.974" W1° 4' 58.786"). Auf dem Friedhofsgelände befindet sich ein Gräberfeld, auf dem viele der bei dem Bombenangriff am 6. Juni 1944 getöteten 450  Zivilisten bestattet sind. Auf dem Friedhof befindet sich auch das Mausoleum der Familie Blanchet, das am 18. Juli und den folgenden Tagen Major Glover S. John Jr., Kommandeur des 1st Battalion, 115th Infantry Regiment, als Kommandostand diente, nachdem die deutsche Artillerie begonnen hatte, die in der Stadt stehenden Amerikaner unter Feuer zu nehmen.

Denkmal Major Thomas D. Howie

Wie beschrieben wurde Major Thomas D. Howie, kommandierender Offizier des 3rd Battalion, 116th Infantry Regiment, am 17. Juli 1944 östlich von St-Lô durch einen Splitter einer in unmittelbarer Nähe einschlagenden Mörsergranate in der Lunge getroffen. Howie, der noch kurze Zeit zuvor seinen Kompaniechefs prophezeit hatte, dass er an der Spitze des 3rd Battalion in St-Lô einmarschieren würde, verblutete innerhalb weniger Minuten.

Auf Befehl Major General Gerhardts wurde der Leichnam von Major Thomas D. Howie am Spätabend des 18. Juli, nachdem die Taskforce C unter Brigadier General Cota in St-L ô eingedrungen war, auf einer auf der Motorhaube eines Ambu­lanzjeeps befestigten Trage nach St-Lô hinein gefahren und am Morgen des 19. Juli auf dem Schutthaufen einer zerstörten Mauer der Kirche Sainte Croix aufgebahrt. Nur mit einer Stars and Stripes Flagge bedeckt sollte der aufgebahrte Leichnam Major Howies den Opfergang der 29th Infantry Division von ihrer Landung am Omaha Beach am 6. Juni bis hin zur Einnahme von St-Lô symbolisieren. Das Life Magazin und andere Zeitungen berichteten später über diesen Vorgang, aus Geheimhaltungsgründen durfte Major Howies Name jedoch nicht genannt werden, die Zeitungsleser der New York Times in den USA kannten Howie nur unter dem Pseudonym „The Major of St-Lô“.

Die Einwohner von St-Lô errichteten zu Ehren des Majors ein beeindruckendes Monument in ihrer Stadt (GPS N49° 6' 54.644" W1° 4' 57.932"). Auch in seiner Heimatstadt Abbeville, South Carolina, wurde 1954 ein Glockenturm, der Howie Bell Tower, errichtet und nach ihm benannt. Zwei Jahre später wurde Howies Geschichte sogar in der US-Fernseh Show „Cavalcase of America“ nacherzählt und der berühmte Autor Cornelius Ryan, Autor des Buches „Der längste Tag“, veröffentlichte einen Artikel über die Geschichte Howies im Colliers Magazine. Howie wurde 2003 in die South Carolina Hall of Fame aufgenommen, es heißt, dass Thomas Howie als Vorbild für die Person des Captain John Miller (gespielt von Tom Hanks) in dem US-Kriegsfilm „Saving Private Ryan“ (Der Soldat James Ryan) diente. Major Howie fand seine letzte Ruhe auf dem US-Soldatenfriedhof Colleville – St-Laurent, sein Grab befindet sich in Block G, Reihe 14, Grab 12.

Église Saint Croix – Gedenktafel für Major Thomas D. Howie

150 m nordöstlich vom Rond Point du Major Howie befindet sich die wieder aufgebaute Kirche Saint Croix, die nach den Bombardements im Juli 1944 schwer beschädigt war. Hier wurde der Leichnam Major Howies am Morgen des 19. Juli 1944, nur mit einer Stars und Stripes Flagge bedeckt, auf dem Schutthaufen einer eingestürzten Mauer aufgebahrt. Die herbeiströmende Bevölkerung bedeckte den toten Amerikaner mit Blumensträußen und bezeugte somit ihre Dankbarkeit und Anteilnahme. An der südlichen Außenfassade der Église Saint Croix erinnert heute eine Gedenkplakette an den aufgebahrten Major Howie (GPS N49° 6' 58.216" W1° 5' 7.001").

Gefängnisruine und Résistance Denkmal von St-Lô

Dies sind die Überreste des in der Bombennacht vom 6. auf den 7. Juni zerstörten ehema- ligen Gefängnisses der Stadt, das aus dem Jahre 1824 stammte. Die deutschen Behörden hatten nach der Besetzung der Stadt im Juni 1940 in dem Gefängnis Mitglieder und vermeintliche Mitglieder der Résistance eingesperrt. Während der Bombennacht am 6. Juni flüchteten die deutschen Gefängniswärter, die Insassen blieben zurück, viele von ihnen fielen dem Bombenhagel zum Opfer. Am ehemaligen Eingang zum Gefängnis befindet sich eine Urne mit der Asche einiger deportierter Einwohne der Stadt. Heute repräsentieren die Ruinen auch das regionale Denkmal für den Widerstand der Résistance gegen die deutschen Besatzer, es ist darüber auch allen exekutieren und deportierten Einwohnern von St-Lô gewidmet (GPS N49° 6' 55.476" W1° 5' 27.596").

Rond point du 6 Juin – Denkmal für die zivilen Opfer in der Nacht des 6. Juni 1944

Am Rond Point du 6 Juin befindet sich an der Felswand unterhalb der Burg ein über- mannsgroßes, in Stein gehauenes Denkmal, das an die zivilen Opfer des Bombardements am Abend des 6. Juni 1944 erinnert (GPS N49° 6' 53.291" W1° 5' 53.282"). Das zum 25. Jahrestag der Bombardierung am 6. Juni 1969 fertiggestellte Denkmal ist eines der größten seiner Art in der Normandie. Die Stadt, die bei diesem einen Angriff zu weiten Teilen zerstört worden war, erhielt nach dem Kriegsende den Beinamen „City of Ruins“. Nach Kriegsende wurde überlegt, die Stadt an einer anderen Stelle wieder aufzubauen und die Ruinen als ein Mahnmal für kommende Generationen bestehen zu lassen, es wurde dann aber doch entschieden, die Trümmerberge zu räumen und den Wiederaufbau der Stadt an ihrer ursprünglichen Stelle zu beginnen.

Nur wenige Meter neben dem Denkmal befindet sich der Eingang zu einem ehemaligen unterirdischen Hospital der deutschen Wehrmacht. Die Arbeiten an dem in den Fels geschlagenen Hospital begannen im März 1943 und wurden mit Hilfe von französischen und ausländischen Zwangsarbeitern erst Anfang Juni 1944 beendet. In der Nacht des 6. Juni suchten nach dem verhängnisvollen Bombenangriff der Amerikaner rund 700 Ein- wohner Schutz in der bombensicheren Einrichtung, viele von Ihnen wurden medizinisch versorgt, dennoch konnten nicht alle Schwerverletzten gerettet werden.

Le village de Hutrel

Das südlich der ehemaligen Stadtgrenzen von St-Lô gelegene Dorf Hutrel war im Juni 1944 Zufluchtsort für viele Einwohner St-Lôs, die ihre in Ruinen liegende Stadt verließen und in dem kleinen Weiler auf ihrer Flucht vor den Kriegswirren ein paar Stunden oder gar Tage Zwischenpause einlegten und von den mitfühlenden Einwohnern Hutrels versorgt und getröstet wurden. Jedes Jahr wird in Hutrel an Christi Himmelfahrt mit einem Gedenk- gottesdienst an der Statue der Gottesmutter Maria an die Geschehnisse im Sommer 1944 erinnert (GPS N49° 6' 6.361" W1° 5' 55.464").

Le Mur de fusillés

Während der deutschen Okkupation wurden hier zahlreiche Mitglieder der Résistance von deutschen Erschießungskommandos exekutiert. Ein Denkmal erinnert an diese Menschen (GPS N49° 6' 16.391" W1° 5' 32.269").

Gedenktafel für die 35th Infantry Division

An einer der Ausfallstraßen der Stadt (Rue des Noyers) erinnert eine Gedenktafel an die 35th Infantry Division, die in verlustreichen Kämpfen vom 11. bis 18. Juli entscheidenden Anteil an der Einnahme St-Lôs im July 1944 hatte (GPS N49° 6' 59.562" W1° 5' 39.142" ).

St-Lô Capital of Ruins
St-Lô Capital of Ruins

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