12. – 13. Juli

Die 29th ID sollte bei diesem letzen und alles entscheidenden Angriff die Hauptlast tragen, ihre Stoßrichtung sollte weiterhin parallel zur Straße St-Lô – Bayeux (D 972) in Richtung St-Lô erfolgen. Die Topographie östlich von St-Lô ist durch drei Höhenzüge charakterisiert, die ebenfalls parallel zur D 972 verlaufen. Knapp 1 Km südlich der D 972 verläuft ein lang gestrecktes Plateau, auf dem die deutschen Truppen zwischen la Barre-de-Semilly und St-Pierre-de-Seeilly bei Höhe 101 mehrere Artil­le­riebeobachtungsposten und Artillerie- batterien, vor allem auch 8,8 cm Flak in Stellung gebracht hatten, die jede Bewegung der Amerikaner auf der auf dem Rücken des 2. Höhenzuges verlaufenden D 972 sofort unter Feuer neh­men konnten. Der dritte Höhenzug ist der nördlich der D 972 verlau­fende Martinville Höhenzug (auf dem heute die D 195 verläuft), dessen höchste Erhebung Höhe 147 ist. Als Ergebnis des erfolgreichen Vorstoßes am 11. Juli stand das 116th IR auf den beiden nördlichen Höhenzügen kurz vor ihren Zielräumen, d. h. das 2nd Bn lag nur wenige Hundert Meter östlich von Höhe 147, das 3rd Bn stand 500 m weiter östlich auf dem mittleren Höhen­zug (D 972) und das 1st Battalion war im Raum zwischen dem 2nd und 3rd Bn in etwa auf Höhe des 3rd Bn in Stellung gegangen.

Major General Gerhardts Plan, den er am Abend des 11. Juli ausgegeben hatte, sah vor, dass die 2nd und 3rd Bn, 116th IR, weiter auf die am 11. Juli nicht ganz erreichten Tagesziele (Martinville bzw. la Boulaye) vorrücken sollten, während das 1st Battalion in der zwischen dem 2. und 3. Höhenzug verlaufenden Schlucht (in der Senke verläuft der Bach Rau de la Pière) auf la Madeleine vordringen sollte. Während diese Operationen im Gange waren sollten die 2nd und 3rd Bn, 175th IR, hinter dem 116th nachrücken, um dann im geeigneten Augenblick durch die Linien des 116th IR durchzustoßen und den Angriff nach St-Lô hinein zu tragen. Auf dem rechten Flügel der 29th ID befahl Major General Gerhardt dem 115th IR weiter in Richtung Südwesten vorzustoßen und die von der Kampfgruppe Böhm vertei- digten Orte Bourg-d´Enfer, La Luzerne und Belle Fontaine end­lich einzunehmen.

Der Verlauf der Kämpfe am 12. Juli verlief für die Truppen der 29th alles andere als zufrie- den­stellend. Die 3. Fschjg.Div. hatte nach den Geländeverlusten am 11. Juli in der Nacht zum 12. Juli in höchster Eile eine neue Hauptkampflinie errichtet, die von la Boulaye ausgehend über Höhe 147 bis nach les Carrieres reichte und von Elementen dreier Batail- lonen, darunter dem Fall­schirm-Pionier-Bataillon 3, besetzt wurde.

Aufgrund des hartnäckigen Widerstandes der deutschen Fallschirmjäger, die von mehreren Panzern bzw. Sturmgeschützen sowie durch die von Höhe 101 feuernde eigene Artillerie unterstützt wurden, gelang es dem 116th IR im Verlaufe des Tages nur wenige Hundert Meter Raum zu gewin­nen. Das 1st Bn, 116th IR, stieß zwar 750 m über die Höhe 147 hinaus, blieb dann aber im deut­schen Abwehrfeuer liegen. Das 1st Bn drang in der Talsenke des Rau de la Pière nahezu bis auf Höhe von la Boulaye vor, während das 3rd Bn beiderseits der D 972 so gut wie überhaupt keine Fortschritte erzielen konnte.

Die dem 116th IR nachrückenden Einheiten des 175th IR erlitten durch gut im Ziel liegen- den Artil­lerie- bzw. Mörserbeschuss beträchtliche Verluste. Den deutschen Fall­schirmjäger gelang es sogar, über die Funkfrequenz des den amerikanischen Vorstoßes unter­stützenden 747th Tank Battalion in perfektem Englisch dem Panzer-Bataillon den Befehl zu erteilen, sich zum Regimentsgefechtsstand zurückzuziehen. Die Panzerkomman- danten nahmen diesen Befehl für bare Münze, machten mit ihren Sherman Panzern tatsächlich kehrt und zogen sich zurück. Die Funkfrequenzen der 29th ID waren der 352. Inf.Div. bereits im Juni in die Hände gefallen und an die 3. Fschjr.Div. weitergereicht worden. Am Ende des Tages hatte der linke Flügel der 29th ID zwar einige Hundert Meter Gelände­gewinn erzielt, von einem Durchbruch konnte aber weiterhin nicht die Rede sein.

Auch das 115th IR auf dem rechten Angriffsflügel konnte am Abend des 12. Juli keine entscheidenden Erfolge vermel­den. Die 1st und 3rd Bn eroberten zwar Belle-Fontaine sowie La Luzerne, der Versuch des westlich der D 6 eingesetzten 2nd Bn, Bourg-d´Enfer einzu- nehmen, wurde jedoch von Einheiten der Kampfgruppe Böhm mehrmals vereitelt. 

12. Juli - Die 29th ID setzt Ihren Vorstoß auf St-Lo fort
12. Juli - Die 29th ID setzt Ihren Vorstoß auf St-Lo fort

Die nebenstehende Karte zeigt die geringen Geländegwinne der drei Bataillone des 116th IR am 12. Juli sowie den Vorstoß des 3Bn/115ht IR südlich von La Luzerne. Der hartnäckige Widerstand der gut ausgebildeten, kampfstarken deutschen Fallschirmjäger stellte die US-Amerikaner vor weitaus größere Probleme, als erwartet.

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