15. Juli

Am 15. Juli begann das letzte Kapitel im Drama um St-Lô. Um 05:15 trat das US XIX Army Corps zum Angriff an, nachdem die US-Artillerie die erkannten deutschen Stellungen mit einem 15 minütigen Artillerieüberfall belegt hatte.

Westlich der Vire hatte die 30th ID den Befehl erhalten, von ihrer Line of Departure bei le Vignot mit dem 117th IR an der Spitze in dem nur 2,8 Km breiten Korridor zwischen Vire und dem Bachlauf der Terrette in ihren Zielraum nördlich der Kreuzung D 77/D 900 vorzu­sto­ßen. Ein den führenden Einheiten der Amerikaner vorausrollendes Artillerietrommel- feuer sollte dem 117th IR sowie den den Angriff unterstützenden Einheiten (3rd Bn, 119th IR, 743rd Tank Battalion sowie zwei Kompanien Sherman Tanks des Combat Command C) den Weg durch die deut­schen Ver­tei­di­gungsstellungen bahnen. Hartnäckiger Widerstand zweier Kompanien des erst am Vortag einge­trof­fenen III./FJR 14, die die Reste des Panzergrenadier-Lehr-Regiments 902 der Panzer-Lehr-Division verstärkten, sowie gut im Ziel liegendes deutsches Mörser- und 8,8 cm Feuer verhin­derten bis circa 15:00 ein zügiges Vorankommen der Amerikaner. Dann gab die deutsche Linie plötz­lich unter dem Druck der US-Truppen nach, die Amerikaner strömten durch die sich öffnende Front­lücke und erreichten bis zum Einbruch der Dunkelheit den nördlichen Ortsrand von le Mesnil-Durand. Um 22:00 hatten sich die Vorauseinheiten des 117th IR dort eingegraben, nun wurde dem 120th IR befohlen, nachzurücken und hinter dem 117th IR in Stellung zu gehen und am folgenden Morgen den Angriff fortzuführen. Die 30th ID hatte an diesem Tag zwar 54 deutsche Gefangene gemacht, sie verlor aber auch 244 Männer.

Um Mitternacht wurde die 30th ID dem US VII Corps unter Major General Collins unter- stellt, somit war der Verantwortungsbereich des VII Corps bis zum Ostufer der Vire ausge­weitet worden. Ab sofort mussten die weiteren offensiven Aktionen der Amerikaner gegen St-Lô zwischen zwei US Army-Corps koordiniert werden.

Östlich der Vire hatte das 134th IR, 35th ID, den Befehl erhalten, vom Raum Villiers-Fossard ausge­hend entlang eines unbefestigten Feldweges (die heutige D 191) auf die strategisch bedeutsame Höhe 122 vorzustoßen und diese einzunehmen. Von der von den Überresten der Schnellen Brigade 30 bzw. der Kampfgruppe Goth verteidigten Höhe 122 hatten deutsche Artilleriebeobachter gute Sicht auf alle westlich und östlich der Vire vorstoßenden feindlichen Verbände und konnten so das Feuer der eigenen Artillerie leiten, was in den vergangenen Tagen immer wieder zu Verlusten unter den US-Truppen geführt hatte. Trotz hartnäckiger Gegenwehr kam das 134th IR am Vormittag gut voran, das 1st Bn hatte den Weiler Émélie erreicht, weiter östlich näherte sich das 2nd Bn les Romains. Major General Baade, Commanding Officer der 35th ID, befahl nun seinem stellver­tre­tendem Divi­sions­kommandeur, Brigadier General Edmund B. Sebree, das Kommando über eine nach ihm benannte Taskforce zu übernehmen (Taskforce Sebree: 134th IR, 737th Tank Battalion, zwei Züge der A Company, 60th Engineer Combat Battalion, ein Zug des 654th Tank Destroyer Battalion) und von Emélie aus auf Höhe 122 vorzustoßen. Am frühen Abend hatte Brigadier General Sebree seine Taskforce organisiert, gegen 21:00 setzte sich die Truppe in Bewegung. Die Männer der A Com­pany, 60th Engineer Combat Battalion, führten beim Abmarsch 3.000 leere Sandsäcke, 300 Panzer­minen sowie Hunderte Meter Stachel- draht mit sich, um nach der Eroberung der Höhe 122 sofort eine befestigte Stellung gegen den erwarteten deutschen Gegenangriff auszubauen. Nach einem vorbereitenden Angriff durch US-Jagdbomber auf die deutschen Stellungen am Nordhang der Höhe 122 sowie einem erneuten Artillerieschlag erreichten die Vorauseinheiten der Taskforce Sebree den Nordhang von Höhe 122 und gruben sich dort in Erwartung des deutschen Gegenangriffes in Rund­umverteidigungsstellung ein.

An ihren übrigen Frontabschnitten gelangen der 35th ID an diesem 15. Juli keine nennens­werten Geländegewinne. Das 320th IR hing noch immer östlich der deutschen Stützpunkt- gruppe bei le Carillon fest und das 117th IR scheiterte aufgrund hartnäckigen Widerstandes von Einheiten der Kampfgruppe Kentner daran, die am Abend des Vortages östlich der Vire erreichte N 174 zu über­schreiten und weiter nach Süden in die Flussbiegung der Vire vorzu- dringen. 

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