18. Juli

Am 18. Juli drängte im Kampfraum westlich der Vire das 39th IR, 9th ID, Einheiten der Panzer-Lehr-Division mehrere Hundert Meter am Westufer des Terrette in Richtung der D 900 (St-Lô – Periers), zurück. Die 9th ID stand damit nur noch 800 m nördlich der D 900, die die Startlinie der Division für die eine Woche später anlaufende Operation Cobra sein sollte.

Die zwischen 9th ID und der Vire ope­rierende 30th ID führte am 18. Juli keine offensiven Operationen durch, sondern gruppierte sich lediglich um. Das 119th IR wurde links der 120th IR in die Front eingefügt, um dem für den 19. Juli geplanten Stoß der 30th ID in Richtung ihres Zielraumes nördlich der Kreuzung D 77/D 900 mehr Wucht zu verleihen.

Östlich der Vire drang die 35th ID mir allen ihren drei eingesetzten Regimentern weiter auf St-Lô vor, die 117th und 120th stießen in den in der Nacht zuvor von der 352. Inf.Div. bzw. der Kampfgruppe Kentner geräumten Raum nördlich der Virebiegung vor, das 134th IR machte am Südhang von Höhe 122 weiteren Boden gut und drang bis nach St-Georges-Montcocq vor.

Auf Befehl von Major General Corlett, Commanding Officer (CO) des US XIX Army Corps, sollte die 29th Infantry Division unter Major General Charles Gerhardt den entscheidenden Vorstoß nach St-Lô hineintragen. Diese Aufgabe wurde der auf Befehl von Gerhardt bereits am Vortag aufgestellten mobilen Task Force Cota (TF C) übertragen, die an der Stelle zum finalen Vorstoß ansetzen sollte, an der der deutsche Widerstand als erstes unter dem Ansturm der drei Infanterie-Regimenter der 29th ID zusammenbrechen würde.

Diese Situation trat am frühen Nachmittag im Frontbereich des 1st Bn, 115th IR, ein. Das Bataillon war am Vormittag entlang der D 6 vorgestoßen und hatte den zwischen der D 6 und St-Georges-Montcocq gelegenen Höhenzug eingenommen. Um 14:30 wurde Task Force Cota alarmiert, nur 30 Minuten später setzte sich die voll motorisierte TF C von ihrem Sammelpunkt bei Couvains auf der D 6 in Richtung St-Lô in Bewegung. Dem in der Nähe der D 6 auf Höhe von St-Georges-Montcocq stehenden 1st Bn, 115th IR, wurde befohlen, auf schnellst möglichem Weg zurück zur D 6 zu marschieren, sich dort der Task Force Cota anzuschließen und mit ihr zusammen bis ins Zentrum von St-Lô vorzustoßen.

Trotz andauerndem deutschen Artillerie- und Mörserfeuers erreich­ten die Amerikaner gegen 18:00 den (damaligen) östlichen Stadtrand von St-Lô (le Moulin Bérot). Unter Führung des 29th Reconnaissance Troop drang die TF C bis zu ihrem ersten Ziel, einem Platz in der Nähe des Friedhofes, vor. Nachdem der Platz gesichert und ein Gefechtsstand eingerichtet war, wurden drei vorher festgelegte Stützpunkte an strategisch wichtigen Positionen (Kreuzung Rue de Bayeux mit Rue de Torigni und Rue d´Isigny; Kreuzung und Brücke über den Dollee; Kreuzung der Rue des Noyers mit dem Place du Champs-de-Mars) mit jeweils zwei Panzern, zwei M 10 Panzerjägern Wolverine, einer Pak sowie einem Radspähpanzer besetzt. Andere wichtige Schlüsselpositionen wurden durch mit Bazookas bewaffneten Infanteristen besetzt. Nach einer Reihe von kurzen Gefech­ten war St-Lô um 19:00 gesichert. Major General Gerhardt setzte daraufhin folgende Meldung an Major General Corlett ab: „I have the honor to announce to the Corps Commander that Task Foce C of the 29th Division secured the city of St-Lô after 43 days of continual combat from the beaches to St-Lô”.

Obwohl die Stadt endlich eingenommen war, stand Task Force C weiterhin und heftigem Feuer der deutschen Artillerie. Gegen 19:30 wurde Brigadier General Cota von Splittern einer in der Nähe ein­schlagenden Granate verwundet und musste evakuiert werden.

Das XIX Corps hatte St-Lô zwar eingenommen, aber was die Amerikaner nun tatsächlich in ihren Hän­den hielten war nur noch ein Ruinenfeld. Zahlreiche Luftangriffe der US Army Air Force hatten die Mehrzahl der Gebäude in Trümmer gelegt, das deutsche Artilleriefeuer, das nun die Stadt traf, tat ein Übriges. Nach der Befreiung von St-Lô gaben die in die Stadt zurückgekehrten Einwohner ihr den treffenden Namen „Hauptstadt der Ruinen“.

Die 113th Cavalry Group, in Korpsreserve seit dem 11 Juli, wurde noch am Abend des 18. Juli der 29th ID unterstellt und bekam den Auftrag, aufzuklären, wie weit südlich von St-Lô die deutschen Truppen sich zurückgezogen hatten. Am 19. Juli gegen 02:00 passierte Troop C, 113th Cavalry Squadron, St-Lô, um entlang der drei in Richtung Süden, Südwesten und Südosten führenden Haupt­straßen aufzuklären, wo die Deutschen standen. Bereits nach 500 m wurde die führenden Aufklä­rungsfahrzeuge durch Artillerie- und Pakfeuer gestoppt, in kürzester Zeit verlor die Einheit 30 Mann und zog sich an den nördlichen Stadtrand zurück.

Tatsächlich hatte Generalleutnant Kraiss und die verbliebenen 1.800 Männer der 352. Inf.Div. eine neue Hauptkampflinie auf dem nur 1 Km südlich von St-Lô verlaufenden Höhenzug errichtet, von dem aus sie jede Bewegung in der tiefer liegenden Stadt beobachten und mit Artilleriefeuer belegen konnten. Die deutsche Artillerie sollte jede ungedeckte Bewegung in der Stadt in den folgenden Tagen zu einem lebensgefährlichen Unterfangen machen. Erst als mit Beginn der Operation Cobra US-Truppen westlich von St-Lô entlang eines 2 Km langen Abschnittes der D 900 die deutsche Frontlinie durchbrachen und damit alle verfügbaren deutschen Kräfte zur Abriegelung des Einbruches benötigt wurden, endete der Beschuss von St-Lô. 

11. - 18. Juli Entscheidung um St-Lo
11. - 18. Juli Entscheidung um St-Lo

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