Wichtige topographische Merkmale

Das Gebiet, in dem sich deutsche und amerikanische Verbände in den Tagen und Wochen bis zur Einnahme St-Lôs bekämpften, kann in seinen Grenzen in etwa durch die Flussläufe der Taute (im Westen) sowie der Drôme (im Osten) beschrieben werden. Dies entspricht einer Frontlänge von circa 30 – 35 Km in der Ost-West-Betrachtung. In der Nord-Süd Betrachtung erstreckte sich der Kampfraum ausgehend von der N 13 (im Norden) über circa 20 – 25 Km bis nach St-Lô, der in Süd-Nord-Richtung verlaufende Fluss Vire trennt diesen Raum in zwei Geländeabschnitte auf, von denen der östliche etwas größer ausfällt.

Das zwischen Taute und Drôme rund 700 Km2 große  Gebiet weist eine Reihe von topogra- phischen Merkmalen auf, die einen Angreifer eindeutig benachteiligen und dem Verteidiger, selbst wenn in Zahl und Ausrüstung unterlegen, gute Chancen bietet, dem Gegner längere Zeit erfolgreich die Stirn zu bieten.

Im östlichen Abschnitt, also östlich der Vire, verlaufen unmittelbar südlich der N 13 zwischen Isigny-sur-Mer und Blay drei kleinere Flüsse in ost-westlicher Richtung, Aure, Esque und Tortonne. Die beiden letztgenannten fließen in die Aure die wiederum bei Isigny-sur-Mer in die Vire mündet. Auf Befehl Generalfeldmarschall Rommels waren die Schleusen am Unterlauf der Aure geschlossen worden, was zur Überschwemmung des Feuchtwiesen- gebietes zwischen Isigny-sur-Mer und Trévières führte, wodurch das ganze Gebiet für Fahrzeuge wie Fußtruppen unpassierbar war. Durch diese Maßnahme sollte bei einem Angriff der Gegner dazu gezwungen werden, auf den wenigen durch das Überschwem- mungsgebiet in nord-südlicher Richtung verlaufenden Straßen vorrücken zu müssen, was für ihn einen klaren Nachteil bedeutete.

Wenige Kilometer südlich der Aure bildet der Fluss Elle, der von St-Germain-d´Elle (im Südosten) mehr oder weniger diagonal nach Airel (im Nordwesten) verläuft, ein weiteres natürliches, wenn auch nicht besonders großes Hindernis für einen vorrückenden Gegner.

Neben den Wasserläufen der genannten Flüsse stellte die Heckenlandschaft des Bocage sicherlich das größte Problem für einen angreifenden Gegner dar. Der Bocage ist eine Landschaftsform, die durch Hecken bzw. Wallhecken gekennzeichnet ist, die zum Teil bereits vor Hunderten von Jahren als Feldbegrenzung angelegt wurden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden aus den Hecken 1 m breite und bis zu 4 m hohe Wälle, die mit verschiedenen Straucharten aber auch mit Bäumen bewachsen sind. Das Problem für einen Angreifer bestand darin, dass die im Abstand von 100 – 200 m gepflanzten Wallhecken das Sicht- und Schussfeld der US-Truppen stark einschränkten und darüber hinaus für Fahrzeuge (Panzer inbegriffen) ein nur schwer zu überwindendes Hindernis darstellten. Auf den zwischen den Hecken häufig verlaufenden Hohlwegen positionierten deutsche Panzer- jägertrupps häufig 7,5 cm Pak, die den feindlichen Panzern oft zum Verhängnis wurden. Die deutschen Verteidiger gruben Tunnels und tiefe Schützenlöcher im Schutz der Hecken oder gar direkt in die Hecken und waren so gut gegen feindlichen Artillerie- und Mörserbeschuss geschützt.

Der einzige Vorteil, den die Amerikaner aus der Beengtheit der Heckenlandschaft zogen, war die Tatsache, dass ihre Sherman Panzer bzw. M10 Panzerjäger durch ihre kompakten Abmessungen den deutschen „Panther“ Panzern an Beweglichkeit überlegen waren und die bessere Panzerung und Bewaffnung der deutschen Panzerfahrzeuge in den häufig auf nur 100 - 200 Metern Entfernung ausgetragenen Gefechten nicht entscheidend zum Tragen kam.

Neben den Flussläufen und dem Bocage konnte die Wehrmacht einen Vorteil auch aus den zahlreichen Höhenzügen ziehen, die die Landschaft prägen. Besondere Bedeutung kamen hierbei Höhe 192 (östlich von St-Lô), dem Martinville Höhenzug mit Höhe 145 (östlich von St-Lô), Höhe 101 (südöstlich von St-Lô) sowie den Höhen 122 (nördlich von St-Georges-Montcocq), 90 und 97 (am Ostufer der Vire), 105 und 108 (nördlich von Le Mesnil-Rouxelin) zu. Auf diesen Geländeerhebungen wurden in der Regel Artilleriebeobachter stationiert, die das Feuer der eigenen Artillerie auf die vorrückenden Amerikaner lenken konnten, in einigen Fällen war sogar deutsche Artillerie direkt auf den Höhen in Stellung gegangen.

Im Kampfgebiet westlich der Vire ist neben dem allgegenwärtigen Bocage vor allem der von St-Fromond in Richtung Carentan verlaufende 12 Km lange Vire-Taute Kanal als wichtiges Wasserhindernis zu nennen, der die beiden Flüsse Vire und Taute verbindet. Auf Höhe von le Semnard und la Goucherie sowie westlich der den Kanla überquerenden D 89 befinden sich Feuchtwiesen- und Marschgebiete, die bei anhaltendem Regenfall bzw. im Winter ebenfalls überschwemmt werden und bis zu 1 Meter unter Wasser stehen (Marais de Gruchy, Marais de Peneme, Marais du Milieu, Marais du Fetz). Weiter südlich war Höhe 91 (bei les Haut Vents) die höchste Geländeerhebung im Kampfraum westlich der Vire, von der aus die ganze Flussebene der Vire sowie die Anmarschwege der Amerikaner bis nach Le Dézert eingesehen werden konnten.

Um einen Überblick über die Topographie im Kampfraum St-Lô zu bekommen, klicken Sie hier:  TOPOGRAPHIE

 

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