Cherbourg

Cherbourg selbst bietet dem militärhistorisch interessierten Reisenden eine ganze Reihe von Relikten zur Besichtigung, die aus dem 2. Weltkrieg oder sogar noch früherer Zeit stammen.

Zuerst ist hier das Fort du Roule zu nennen, das auf dem westlichen Ende der bis zu 117 m hohen Hügelkette Montagne du Roule liegt. Das Fort du Roule (Stützpunkt Stp-255) war eine Festung aus dem 19. Jahrhundert, die nach der Besetzung Frankreichs von der Wehrmacht zu einem zweistöckigen Stützpunkt ausgebaut worden war, der den Zugang zum Hafen von Cherbourg schützen sollte. Der obere Teil des Forts war ein von Festungswällen umgebenes offenes Gelände, auf dem sich drei 3,7 cm Flakgeschütze in offenen Stellungen befanden, weiterhin waren in den Mauern an strategisch wichtigen Positionen zahlreiche MG- und Mörserstellungen eingebettet worden. Unterhalb dieses oberen Stockwerkes hatten die Deutschen eine Reihe von unterirdischen Gängen in den Fels gesprengt, die auf der Nordseite (d.h. zum Hafen hin) in vier Kasematten vom Regelbautyp R671 mündeten.

In jedem dieser vier masiven Geschützbunker befand sich jeweils eine 10,5 cm Marine-Schnellladekanone S.K. C/32 der 5. Batterie, Marine-Artillerie-Abteilung 260, die auf das Meer, den Hafen und das Stadtgebiet feuern konnten.

Während der deutschen Besatzungszeit wurden die unterirdischen Gänge zur Aufbe- wahrung von Torpedos der im Hafen von Cherbourg vor Anker liegenden Schnellboote der 5. und 9. Schnellbootflotillen benutzt. Zur Landseite, d.h. nach Süden hin, konnte das Fort nur von den in den Mauern eingelassenen MG- und Mörserstellungen im oberen Stockwerk verteidigt werden. Darüber hinaus befanden sich am Süd- und Südosthang der Montagne du Roule zahlreiche Bunker, Stacheldrahthindernisse, MG-Nester, ein Panzergraben sowie auf Höhe der heutigen D410 eine Verteidigungslinie mit gut ausgebauten Stellungen vor der noch ein ausgetrocknetes Bachbett verlief.

Das Fort wurde am 26. Juni 1944 nach zweitägigem, hartem Kampf durch das 2nd und 3rd Battalion, 314th Infantry Regiment eingenommen. Zwei amerikanische Soldaten (Corporal John D. Kelly, E Company, und 1st Lieutenant Carlos C. Ogden, kommandierender Offizier der K Company, 314th IR, wurden für ihre herausragende Tapferkeit mit der Medal of Honor ausgezeichnet.

Im Fort du Roule ist heute das Musée de la Libération (GPS N49° 37' 48.882" W1° 36' 51.008") untergebracht, das an die Schlacht in der Noramndie und den Kampf um Cherbourg erinnert. Der Blick, der sich vom Fort hinunter auf die Stadt und den Hafen bietet, ist atemberaubend. Ein Besuch des Fort du Roule ist also schon allein aus diesem Grunde empfehlenswert.

Auf dem Weg ins Stadtzentrum stößt man an der Kreuzung Avenue de Paris und D900 auf das aus historischen Aufnahmen bekannte und beeindruckende Ortsschild von Cherbourg (N49° 37' 33.028" W1° 37' 1.294"), das sich an einer Mauer befindet.

Am Rathaus von Cherbourg befindet sich rechts am Eingang eine Gedenktafel (GPS N49° 38' 32.431" W1° 37' 32.106"), die an Sergeant William F. Finley (39th IR, 9th Infantry Division) erinnert, der als erster US-amerikanischer Soldat während der Kämpfe um Cherbourg das Rathaus betrat. Finley fiel am 1. April 1945 im Alter von 20 Jahren im Rheinland, nur wenige Tage nachdem seine Einheit den Rhein über die Brücke von Remagen überschritten hatte. Finleys sterbliche Überreste sind auf dem Netherlands American Cemetary in Margraten, Block A, Reihe 14, Grab 18 bestattet.

Im Hafen von Cherbourg befindet sich auf dem Kreuzfahrtschiffanleger das nautische Museum Cité de la Mer (GPS N49° 38' 46.32" W1° 37' 5.426"). Aus militärhistorischer Sicht ist das Highlight des Museums sicherlich das ehemalige französische 8.000 BRT Atom-Unterseeboot „Redoubtable“ S611 (furchteinflößend), das erste U-Boot Frankreichs, das ballistische Raketen an Bord mit sich führte. Das 1971 in Dienst gesetzte Schiff wurde nach 20 Jahren aktivem Dienst (51 Patrouillen über jeweils 70 Tage mit einer zurückgelegten Wegstrecke von rund 1,27 Millionen Kilometern) in einem 136m langen Trockendock trocken gelegt und nach umfangreichen Umbaumaßnahmen (unter anderem musste der Atomreaktor entfernt werden) im Jahre 2002 als Museumsschiff der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.