Normandie 1944
Die deutsche Verteidigungslinie an der Westflanke des US-Brückenkopfes verlief am 9. Juni in etwa von Orglandes im Norden über Gourbesville bis nach Pont l ´Abbe im Süden. Dieser Frontabschnitt war mit Truppen der deutschen 91. und 243. ID besetzt. Für die den Vorstoß der Amerikaner anführenden beiden Regimenter der 90th ID galt es nun auf ihrem Vorstoß zur Douve diese Linie zu durchbrechen.
Das 357th IR hatte den Auftrag, von Cauquigny aus über Amfreville und Orglandes nach Ste. Colombe vorzustoßen, während das 358th IR von Chef du Pont aus über Picauville und Pont l ´Abbe mit dem Ziel St-Sauveur-le Vicomte angreifen sollte. Nachdem die beiden Regimenter aus den Stellungen der 82nd AB Division heraus zum Angriff übergegangen waren, sollte die 82nd AB nachrücken und die Südflanke des VII Corps entlang des Nordufers der Douve gegen deutsche Angriffe aus dem Süden absichern.
Die 90th ID startete ihren Angriff im Morgengrauen des 10. Juni, jedoch kamen die Amerikaner nicht richtig vom Fleck. Bei Cauquigny blieb der Angriff des 357th IR unter Colonel Philip Ginder schon kurz nach dessen Beginn im Abwehrfeuer von Einheiten des GR 1057 liegen. Das noch kampfunerfahrene amerikanische Regiment schaffte es an diesem Tag nicht einmal, den nur 1,5 km entfernten Ortsrand von Amfreville zu erreichen. Dieser mageren Ausbeute standen jedoch Verluste von 99 Mann, darunter 15 Tote, gegenüber. Weiter südlich erging es dem 358th IR unter Colonel James Thompson nicht viel besser. Aufgrund nur vereinzelter deutscher Gegenwehr konnte das Regiment zwar zunächst rund 3,8 km vorstoßen, es blieb aber 400 m westlich von Picauville im starken deutschen Abwehrfeuer liegen. Nachdem die Amerikaner im Laufe des Nachmittages einen deutschen Gegenangriff des GR 1057 abwehren konnten, setzten sie ihrerseits zum Angriff an, der aber erneut steckenblieb. Allein das 1st BN, 358th IR, verlor am Tage seines ersten Kampfeinsatzes 129 Mann, darunter 17 Gefallene.
Am folgenden Tag, dem 11. Juni, gelang es dem 357th IR zwar Amfreville einzunehmen, der Versuch, die deutsche Verteidigungslinie bei les Landes, 800 m nordwestlich von Amfreville, zu durchbrechen, musste jedoch aufgrund der hereinbrechenden Dämmerung abgebrochen werden. Weiter südlich versuchte das 358th IR Pont l’Abbé einzunehmen, das ein zentraler Verkehrsknotenpunkt im Zentrum des Cotentin war und daher vehement verteidigt wurde. Es gelang den Amerikanern zwar, bis zum Abend den Ort teilweise zu umstellen, mehr aber auch nicht.
In der Nacht zum 12. Juni stieß das bisher der 4th ID unterstellte 359th IR unter Colonel Clark K. Fales wieder zur 90th ID und wurde zwischen den 357th und 358th IR im Zentrum des Angriffes mit dem Ziel Reigneville eingesetzt. Jedes der drei Regimenter der 90th ID wurde ab dem 12. Juni noch zusätzlich durch Sherman Panzer des 746th Tank Battalion verstärkt, der Division wurden darüber hinaus mehrere Batterien schwerer 15,5 cm Geschütze (Long Tom) des 980th Field Artillery Battalion unterstellt.
Trotz dieser erheblichen Verstärkungen ging der Vormarsch der 90th ID in Richtung des Flusses Douve nur langsam voran. Im Norden gelang es dem 357th IR bis zum Abend des 13. Juni zwar bis auf Amfreville und Gourbesville vorzustoßen, die Einnahme der beiden Ortschaften gelang jedoch nicht. Im Zentrum machte das 359th ähnliche Erfahrungen, erst am Abend des 13. Juni gelang es dem Regiment bis zu seinem Zwischenziel, der Straße Gourbesville – Pont l ´Abbe, vorzustoßen. Im Süden wurde Pont l ´Abbe am Abend des 12. Juni durch einen Luftangriff sowie einem nachfolgenden Artilleriebombardement in Trümmer gelegt, gegen 19:30 trat das 358th IR zum Angriff an, die deutsche Garnison hatte sich jedoch bereits aus den Ruinen zurückgezogen. Am Morgen des 13. Juni wurden die Stellungen des 358th durch eigene Flugzeuge versehentlich bombardiert, der für 07:00 geplante Angriff verzögerte sich daher bis zum Mittag, es konnten danach jedoch nur geringe Geländegewinne erzielt werden. Der einzige nennenswerte militärische Erfolg in diesem Frontabschnitt gelang am 12./13. Juni dem 508th PIR. Das verstärkte Regiment stieß befehlsgemäß in den Raum zwischen dem Fluss Douve und dem Sumpfgebiet der Prairies Marecageuses vor, überschritt die Douve Brücke bei Beuzeville-la-Bastille, drang von dort über Cretteville und Franqueville nach Baupte vor und stellte dort eine Verbindung mit Vorauseinheiten der 101st AB her.
Am Morgen des 10. Juni 1944 gingen die 357th und 358th IR zum Angriff über, Ziel war, den US-Brückenkopf bis ans Ostufer der Douve auszudehnen. Aufgrund schlechter Führung der Regimenter und mangelhafter Kampferfahrung konnten beide Einheiten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.
