Tatsächlich war der Angriff der Amerikaner an der Westflanke zum Teil von großen Geländegewinnen geprägt. Die 60th und 39th IRs der 9th ID traten um 05:50 zum Angriff an. Ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen erreichte das 2nd Bn, 39th IR, bereits gegen 07:00 Bricquebec und besetzte die von den Deutschen verlassene Stadt. Das Regiment stieß während des ganzen Morgens auf keinen organisierten Widerstand und machte bei seinem Vorstoß rund 100 deutsche Gefangene, die sich ohne Gegenwehr zu leisten, ergaben.

Im Rahmen ihres Vor­marsches stießen die Amerikaner auch auf den Leichnam von Generalleutnant Rudolf Stegmann, der am 18. Juni bei dem Versuch, mit Elemen­ten seiner 77. ID nach Süden auszu­brechen, einem Angriff amerikanischer Jagdbomber zum Opfer gefallen war.

Der Vorstoß der beiden US-Regimenter verlief so rasch, dass der kommandierende General der 9th ID, Major General Eddy, dem 60th IR gegen 13:30 befahl, sich auf Höhe von St. Germain-le Gaillard bzw. Crosville neu zu gruppieren und mit motorisierten Patrouillen in Richtung les Pieux aufzuklären. Dem 39th IR wurde dagegen befohlen, sich bei Rauville-la Bigot neu zu gruppieren.

Der Vormarsch der 9th ID war von solcher Schnelligkeit geprägt, dass die östlich der Division eingesetzte 4th Cavalry Reconnaissance Squadron trotz ihrer Motorisierung Mühe hatte, Schritt zu halten. Die Aufklärungsschwadron, die die Lücke zwischen den 9th und 79th IDs schließen sollte, war im Morgengrauen von ihren Bereitstellungsräumen bei Nehou (A und C Troops) und Blandamour (E und F Troops) in Richtung Negreville bzw. Rochville abgerückt. Für eine Weile konnten die Aufklä­rungs­fahr­zeuge mit dem Vormarsch der 9th ID an ihrer Westflanke Schritt halten, überwanden schwa­chen deutschen Widerstand im Raum Bricqueville – Negreville ohne Schwierigkeiten und wurden erst kurz vor Rocheville von deutschem Abwehrfeuer gestoppt. Obwohl der Ort nach einem vorbereitenden Artillerie­bombardement im Straßenkampf eingenommen werden konnte, hatten die Aufklärer damit so viel Zeit verloren, dass weiter westlich das 39th IR in der Zwischenzeit bis zu dem weiter nord­westlich gelegenen Rauville-la Bigot vorge­stoßen war und nun in seiner östlichen Flanke offen und damit ungeschützt war.

Dieser Umstand veranlasste Major General Eddy, dem 39th IR zu befehlen, bei Rauville-la Bigot Halt zu machen und sich neu zu gruppieren. Erst als ein Bataillon des 359th IR die Sicherung des Raumes Rocheville von der 4th Cavalry Reconnaissance Squadron über­nom­men und die Aufklärungsschwadron gegen 16:00 wieder auf Höhe des 39th IR aufgeschlossen hatte (die Schwadron wurde zwecks bessere Koordination des Angriffes nun unter das Kommando der 9th ID gestellt), befahl Eddy, den Angriff fortzuführen. Bis zum Abend gelang es dem 39th IR mit Unterstützung von Teilen des 607th Tank Destroyer Battalion bis auf die Linie Couville – St. Christophe-du-Foc vorzustoßen. An der Westflanke des amerikanischen Vorstoßes gelang es dem 60th IR mit Unterstützung des 899th Tank Destroyer Battalion und der B Company, 746th Tank Battalion, über les Pieux bis auf Höhe von Helleville vorzurücken, wo es auf eine Abteilung der FFI (Forces Francaises de l´Interieur) stieß, die den Amerikanern detaillierte Informatio­nen über die weiter nördlich gelegenen deutschen Verteidigungsstellungen zur Verfügung stellte. Die 4th Cavalry Reconnaissance Squadron hatte sich im Laufe des Nachmittages bis auf den Ort les Flagues vorgekämpft und lag damit auf einer Höhe mit den 39th und 60th IR.

Nicht ganz so reibungslos wie bei ihren westlichen Nachbarn verlief dagegen der Vorstoß der im Zentrum des Angriffs vorstoßenden 79th ID. Tagesziel der Division war der Höhenzug westlich und nordwestlich von Valognes, der Angriff erfolgte um 05:00 zunächst mit den 313th und 315th IR. Da Valognes nicht im Operationsraum der Division lag, sollte das 315th IR westlich an der Stadt vorbeistoßen und im Norden Valognes die Straße Cherbourg – Valognes abriegeln. Das 1st Bn, 315th IR, geriet jedoch schon 1,5 km nach der bei Urville gelegenen Startlinie unter starkes Abwehrfeuer, das 2nd Bn, 315th IR, wurde nördlich von Lieusant durch einen deutschen Gegenangriff bis 19:00 aufge­halten und konnte danach nur noch geringe Geländegewinne erzielen, bevor es zur Übernachtung in Stellung ging. Da westlich von Valognes und im Waldgebiet des Bois de la Brique noch zahlreiche versprengte deutsche Einheiten Gegenwehr leisteten, wurde entschieden, das 315th IR westlich von Valognes zu belassen, um dort die Situation unter Kontrolle zu bringen. Für den weiteren Vorstoß wurde nun gegen 19:20 dem bis dahin in Reserve liegenden 314th IR befohlen, aufzurücken und bis zu dem nördlich des Zusammenflusses des Merderet und der Gloire gelegenen Weilers Croix Jacob vorzustoßen, welchen das Regiment um 04:14 am folgenden Morgen erreichte.

Vorstoß der 9th und 79th ID am 19. Juni 1944
Vorstoß der 9th und 79th ID am 19. Juni 1944

Der Vorstoß der 9th ID im Westen der Angriffsfront war am 19. Juni 1944 überraschend gut vorangekommen. Die schwache deutsche Nachhut leistete nur geringen Widerstand, die Division konnte an diesem Tag große Geländegewinne erzielen. Nicht so die 79th ID, die 313th und 315th konnten aufgrund des energischen Widerstandes der Deutschen nur bis auf Höhe von Valognes vorrücken.

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