Am westlichen Flügel des US V Corps versuchte am Morgen des 12. Juni zunächst das 1st Bn, 115 IR, die Elle auf Höhe von Ste-Marguerite-d´Elle zu überschreiten. Der Angriff der Amerikaner blieb jedoch im gut im Ziel liegenden Maschinengewehr- und Artilleriefeuer des deutschen GR 916 (Kampfgruppe Goth) noch am Nordufer der Elle liegen. 1 Km weiter östlich gelang es dagegen dem 3rd Bn, 115th IR, den Fluss zu überschreiten und rund 3 Km nach Süden vorzustoßen. Auf Höhe von les Fresnes lief das Bataillon Gefahr, von deutschen Einheiten eingeschlossen zu werden. Nachdem ein Versuch geschei­tert war, mit Panzern die Situation zu bereinigen, erteilte Colonel Slappey (Kommandeur des 115th IR) dem 3rd Battalion den Befehl, sich zur Ausgangsposition nördlich der Elle zurückzuziehen. Bei dem Rückzug verlor das Bataillon über 200 Mann. Dieses Desaster führte zur sofortigen Ablösung Colonel Slappeys, der durch Colonel Godwin Ordney ersetzt wurde. Major General Gerhardt, Kom­man­deur der 29th ID, befahl nach diesem Kommandowechsel nun dem 116th IR (Colonel Canham) am Spät­nachmittag, den Vorstoß durchzuführen. Dieser Angriff zeigte Erfolg, das Regiment über­schritt die Elle und rückte noch bei Tageslicht nahe an St-Clair-sur-Elle heran. Am Morgen des 13. Juni gelang es dem Amerikanern, der Kampf- gruppe Goth St-Clair-sur-Elle zu entreißen und anschließend das 2,5 Km weiter südöstlich gelegene Couvains trotz erbitterten Widerstands der Kampfgruppe von Aufsess (30. Schnelle Brigade) einzunehmen.

Dem am 9. Juni so überaus erfolgreichen 175th IR war am 12. Juni das Kriegsglück abhanden gekom­men. Lieutenant General Omar Bradley war über die Situation westlich des Flusses Vire besorgt, dort standen nur schwache amerikanische Kräfte (K Company, 175th IR, und einige versprengte Fall­schirmjäger der 101st Airborne Division) in der Umgebung des Weilers Auville, die diesen wichtigen Sektor gegen einen deutschen Gegenangriff niemals hätten halten können. Da die US-Aufklärung vor einem deutschen Kampfverband warnte, der sich im Sektor westlich der Vire zum Angriff formierte und damit die noch schwache Verbindung zwischen den Sektoren OMAHA und UTAH gefährdete, wurde zwei Kompanien des 175th IR befohlen, am 12. Juni mit Schlauchbooten die Vire nördlich von Montmartin-en-Graignes zu überqueren und zu dem circa 4,5 Km weiter südlich in ostwestlicher Richtung verlaufenden Vire – Taute Kanal vorzustoßen. Über den nur wenige Meter breiten Kanal, der die beiden Flüsse Vire und Taute miteinander verbindet, boten zwei schmale Brücken (heutige D 89 und N 174) die einzige Möglichkeit, den Kanal mit Fahrzeugen zu überqueren. Diese beiden Brücken sollten von der rund 250 Mann starken Taskforce, die von Brigadier General Cota, stellvertretendem Divisionskommandeur der 29th ID, angeführt wurde, zerstört werden. Beide Kom­panien über­schrit­ten am Vormittag des 12. Juni die Vire, stießen aber schon bald bei Montmartin-en-Graignes auf überlegene deutsche Kräfte, die den Vorstoß der Amerikaner nach Süden zum Vire-Taute Kanal blockierten. Gegen 18:00 schlossen sich der bereits stark dezimierten Taskforce rund 60 Versprengte des 327th Glider Infantry Regiment, 101st Airborne Division, an, die auf der Suche nach ihren Einheiten waren.

Zusammen mit den Luftlandetruppen gelang es Cotas Infanteristen, Mont­mar­tin-en-Graignes bei Anbruch der Däm­merung einzunehmen und anschließend in einer nahe gelegenen Baumplantage die Nacht zu verbringen. Major General Gerhardt hatte bereits am Abend des 12. Juni vom Misserfolg der Taskforce Cota erfahren und befahl gegen 23:00 einer weiteren Kompanie des 175th IR (C Company, 175th IR), sofort die Vire zu überqueren und zu den Brücken des Vire-Taute Kanals vorzudringen. Dieser Einheit unter Führung von Colonel Paul R. Goode, Commanding Officer des 175th IR, gelang es zunächst, unbemerkt östlich von Montmartin-en-Graignes entlang des Marschgebietes der Vire nach Süden vorzudringen. In der Morgendämmerung des 13. Juni stießen die Amerikaner westlich des Weilers la Raye auf einen motorisierten deutschen Truppen-Konvoy (Vorauseinheiten der Kampfgruppe Heintz der 275. ID), der gerade dabei war, den Vire-Taute Kanal auf der Brücke der N174 in Richtung Norden zu queren. Im Nu brach ein heftiges Gefecht aus, das ein weiteres Vordringen der Amerikaner zur Brücke unmöglich machte. In mehr­stündigem erbittertem Kampf wurde die US-Kompanie von den zahlenmäßig überlegenen Deutschen fast vollständig aufgerieben, nur 30 Mann gelang es, sich zu den eigenen Linien östlich der Vire durchzuschlagen. Unter den zurückgebliebenen befand sich auch Colonel Goode, der schwerverletzt in Gefangenschaft geriet. Am Nachmittag des 13. Juni erhielt auch Brigadier General Cota den Befehl, sich mit seiner nur noch 110 Mann starken Taskforce aus Montmartin-en-Graignes über die Vire abzu­setzen und zu den eigenen Linien zurückzu- kehren. Das 175th IR verlor bei diesem Fehlschlag über 250 Mann, die Brücken über den Vire-Taut Kanal waren nach wie vor unzerstört, das ganze Unternehmen war ein verlust- reicher Fehlschlag. 

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