Am Ende des 13. Juni wurde der Vorstoß des US V Corps auf St-Lô auf Befehl von Lieutenant General Omar Bradley, Kommandeur der US First Army, eingestellt. Bradley hatte mehrere triftige Gründe für seine Entscheidung. Das US V Corps hatte seit der Landung mehrere Tausend Mann Verluste hin­nehmen müssen, einige Einheiten hatten nur noch 70% ihrer Sollstärke. Vor allem die 29th ID hatte hohe Ausfälle erlitten (seit dem D-Day waren 2.400 Männer ausgefallen), man wollte die Division nicht schon nach nur einer Woche Einsatz in einen kritischen Zustand bringen.

Darüber hinaus erfolgte am Mittag des 13. Juni die Aktivierung des US XIX unter Major General Charles H. Corlett, was in den nächsten Tagen zu einer Neu- und Umgruppierung mehrerer Verbände führte. Corletts Corps übernahm vom US VII Corps den Operations- raum östlich des Flusses Taute und sollte Teile seiner gerade gelandeten 30. ID (Major General Leland Hobbs, „Old Hickory Division“) im Raum zwischen den Flüssen Taute (im Westen) und Vire (im Osten) zum Einsatz bringen. Dem XIX Corps wurde auch die Verantwortung für die Front östlich des Flusses Vire bis auf Höhe von St-André-de-l´Épine (6 Km nordöstlich von St-Lô) übertragen.

Da die 29th ID in diesem Abschnitt bereits im Einsatz stand wurde sie unter das Kommando des XIX Corps gestellt. Diese Umstrukturierung zog konsequenterweise auch eine Reorga- nisation der rück­wärtigen Versorgungs- und Transporteinheiten nach sich. Außerdem war die kurz zuvor vollzogene Vereinigung der Brückenköpfe OMAHA und UTAH im Raum Carentan – Isigny noch nicht gefestigt und man befürchtete, dass die 17. SS-Pz.Gren.Div. (trotz ihres missglückten Angriffs auf Carentan am Vormittag des 13. Juni) einen weiteren Angriff mit dem Ziel starten würde, einen Keil zwischen die US V und VII Corps zu treiben. Aus diesen Gründen waren für die Amerikaner zunächst Konsolidierung und Sicherung des eroberten Raumes wichtiger als weiterer Bodengewinn im Süden der Front. Und zuletzt musste man auch erkennen, dass der Vorstoß der britischen Verbände nördlich von Tilly-sur-Seulles stecken geblieben war und damit ein noch tieferer Vorstoß des US V Corps nach Süden auf beiden Flanken (insbesondere in seiner östlichen Flanke) ungedeckt gewesen wäre.

Der vorläufige Abbruch des Vorstoßes des US V Corps auf St-Lô war neben den oben genannten Gründen vor allem auch dem Angriff des US VII Corps auf Cherbourg geschuldet, der oberste Priorität besaß. Es musste unbedingt vermieden werden, dass es bei der zu diesem frühen Zeitpunkt noch herrschenden Ressourcenknappheit (Munition, Treib­stoff usw.) zu einer Unter­versorgung der US-Streitkräfte auf dem Cotentin kam und damit der Angriff auf Cherbourg ins Stocken geriet. So wurde dem US V Corps der Befehl erteilt, sich einzugraben und die erreichten Positionen auszubauen und zu sichern.

Im Hinblick auf eine baldige Wiederaufnahme des Angriffes auf St-Lô wurden den 2nd, 29th und 30th ID am 14. Juni befohlen, sich auf in Kürze beginnende, aggressive Patrouil- lentätigkeit und limitierte, lokale Vorstöße zur Verbesserung ihrer Defensivpositionen vor- zubereiten.

Die deutsche Seite nutzte die kurze Phase der Passivität der Amerikaner, um ihre Verteidi­gungs­stellungen westlich und östlich der Vire neu zu organisieren und auszubauen. Im Laufe der Nacht zum 14. Juni traf das Hauptkontingent der Kampfgruppe Heintz (Oberst Joachim Heintz, Kommandeur des GR 984; die Kampfgruppe bestand aus den I. und II./GR 984, Füsilier-Bataillon 275, Pionier-Bataillon 275, drei Batterien des Artillerie-Regiments 275 sowie einer Flak-Batterie der 275. Infanterie-Division) am Vire-Taute Kanal ein und brachte sich im Raum zwischen dem Kanal und Montmartin-en-Graignes in Stellung. Der Kampf­gruppe Heintz wurde das ebenfalls eingetroffene Pionier-Bataillon Angers unterstellt (Pionier­ausbildungsschule der 7. Armee mit Schulungskräften und Rekruten, insgesamt 500 – 600 Mann). Somit war die N174, die den kürzesten Weg von der Küste nach St-Lô darstellte, von diesen deut­schen Kräften blockiert.

Östlich der Vire war die 3. Fschjg.Div. nun nahezu vollständig eingetroffen und über­nahm einen länge­ren Frontabschnitt der 352. ID, die sich damit teilweise aus der vordersten Linie herausziehen konnte und mit den abgelösten Einheiten eine Eingreifreserve hinter der Frontlinie bildete. 

9. 13. Juni US V Corps Angriff
9. 13. Juni US V Corps Angriff

Die Karte links zeigt noch einmal die Geländegewinne der Truppen des US V Army Corps seit dem Angriff am 9. Juni bis zum Abend des 13. Juni 1944. Die Kampftä- tigkeit wurde am 14. Juni zur Umgruppierung für den weiteren Vorstoß nahezu eingestellt.

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