Um 21:15 des 8. Juni erteilte Major General Gerow die Angriffsbefehle (V Corps Field Order No. 2) für sein Corps. Die 29th ID sollte demnach weiter in Richtung Westen (Isigny-sur-Mer und Carentan) vorstoßen und Kontakt mit den Truppen des US VII Corps herstellen, gleichzeitig aber am Morgen des 9. Juni das Überflutungsgebiet der Aure überschreiten und in Richtung St-Lô bis auf Höhe des 12 Km nordöstlich von St-Lô gelegenen Flusses Elle vorstoßen. Weiter östlich sollte die 2nd ID Trévières einnehmen, das von einer starken deutschen Kampfgruppe des Grenadier-Regiments 916 (kurz GR 916) gehalten wurde. Von dort feuerte deutsche Artillerie immer noch auf den OMAHA Beach und stört damit immer wieder wirksam die Ausladung von Nachschub am Strand. Anschließend sollte die 2nd ID südlich von Trévières den kleinen Fluss Tortonne überqueren und bis zu dem 13 Km südlich gelegen Waldgebiet des Fôret de Cerisy vor­dringen. Die US-Führung vermutete, dass sich im Fôret de Ceresy starke deutsche Verbände für einen Gegenschlag sammelten, diesem Unterfangen wollte man zuvorkommen.

Im äußersten Osten des Brückenkopfes schließlich sollten die Truppen der 1st ID die Straßen­verbin­dung zwischen Bayeux und Le Molay Littry (heutige D5) unterbrechen, den Höhenzug entlang des Bachlaufes der Drôme besetzen, die Straße Bayeux – St-Lô einnehmen und in Richtung Süden nach Caumont vorstoßen. Die deutsche 352. Infanterie-Division (Generalleutnant Dietrich Kraiss), die den OMAHA Sektor vertei­digte, konnte dem Ansturm der zahlenmäßig weit überlegenen Amerikaner am 8. Juni nicht mehr standhalten und wurde im Laufe des Tages zwischen Grandkamp und Bayeux auf ganzer Linie zurück- gedrängt. Generalleutnant Kraiss befahl daher seinen Regiments- und Bataillonskom­man­deuren, ihre Einheiten bis an das Südufer des Überschwemmungsgebietes der Aure zurück- zunehmen und flexibel zu vertei­digen, um damit Zeit zu gewinnen. Kraiss glaubte, dass das auf Befehl von Generalfeldmarschall Rommel aufgestaute Feucht- und Marschgebiet der Aure und des L´Esque ein ernsthaftes Hindernis für die Amerikaner darstellen würde und er deren Vormarsch zumindest vorübergehend dort stop­pen konnte. Hierzu ließ er seine Truppen alle möglichen Kreuzungspunkte des Überflutungsgebietes besetzen, vor allem Isigny-sur-Mer, Monfréville, Colombières und Bricqueville, kleinere Kampf­gruppen in Zug- und Kompaniestärke wurden schon am Nordufer der Aure in la Cambe, Authenay und Cardonville postiert, sie sollten den weite­ren Vor­marsch der Ameri­kaner in Richtung Aure zumindest verzögern. Darüber hinaus spreng­ten Pioniere des Pionier-Batail­lon 352 die vier Brücken der D113, die von La Cambe nach le Douet mitten durch die Marsch­landschaft führt.

Die vier unter dem Kommando der Division stehenden Grenadier-Regimenter (GR 914, GR 915, GR 916 sowie das von der 716. Infanterie-Division (kurz 716. Inf.Div.) unterstellte GR 726 standen schon seit den Morgenstunden des 6. Juni ununterbrochen im Kampfeinsatz und hatten aufgrund teilweise dramatischer Verluste bereits erheblich an Kampfstärke eingebüßt.

Das GR 914 lag am 8. Juni im Raum Isigny im heftigen Abwehrkampf gegen das dort mit Panzer­un­terstützung durch das 747th Tank Battalion vor­rückende 175th IR der Amerikaner, das GR 916 und das II. Bataillon, Grenadier-Regiment 915 (kurz II./GR 915) waren trotz hartnäckiger Gegenwehr bis zum Nachmittag des 8. Juni an das Südufer der Aure zurückgedrängt worden (das GR 916 hatte jedoch noch immer eine starke Kampfgruppe in Trévières liegen), das I./GR 915 war bereits am 7. Juni von den Briten im Raum Bazenville eingeschlossen und vollständig aufgerieben worden und das Füsilier-Bataillon 352, das Aufklärungs-Bataillon der Division, war ebenfalls im Raum Bazenville nahe­zu vernichtet worden (nur 40 Mann gelang es, sich in den Raum Ducy-Ste-Marguerite zu flüchten). Die einzige Verstärkung der 352. ID, die bereits am Abend des 6. Juni eingetroffen war, war die 30. Schnelle Brigade (Oberstleutnant Freiherr Theodor von und zu Aufseß mit 1.362 Mann auf Fahr­rädern), die in einem Gewaltmarsch aus dem Raum Coutances - Granville ins Zentrum bzw. an den rechten Flügel der Frontlinie der 352. Inf.Div verlegt worden war. Die drei Abteilungen der Brigade wurden sofort in den Kampf geworfen, die 517. Schnelle Abteilung wurde dem GR 916 unterstellt und lag im Raum Formigny, die Schnellen Abtei- lungen 513 und 518 waren dem GR 726 unterstellt worden und sollten zusammen mit dieser Einheit den Durchbruch der Engländer bei Bayeux verhin­dern. Dieser Abwehrversuch scheiterte jedoch im Laufe des 7. und 8. Juni.

29th ID am Abend des 8. Juni
29th ID am Abend des 8. Juni

Die 29th ID war am Abend des 8. Juni endlich bis zur D-Day Phaseline vorgedrungen, das 175th IR stand bei Isigny-sur-Mer, und die 115th und 116th IR standen am Nordufer des Aure-Überschwemmungsgebietes und bereiteten sich auf den Vorstoß in Richtung St-Lô vor.

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