Die Amerikaner nutzten die Gelegenheit und starteten ihrerseits einen erfolgreichen Gegenstoß mit Sherman Panzern des CCB und Infanterie des 120th IR, der sie bis zur strategisch wichtigen Kreuzung im Ortsinneren von les Hauts Vents trug. Dort errichteten die Amerikaner bis zum Abend des 11. Juli südlich und westlich der Kreuzung Verteidi- gungsstellungen und Straßensperrungen. Der Angriff der Unterkampfgruppe Böhm war nicht nur wie alle anderen Vorstöße der Panzer-Lehr-Division an diesem ereignisreichen 11. Juli gescheitert, die amerikanischen Streitkräfte hatten sogar die Gelegen­heit beim Schopf ergriffen, die bedeutende Höhe 91 (les Hauts Vents) einzunehmen, von der aus sie hervor- ragende Sicht auf das Vire Tal und Pont-Hébert besaßen. An keiner Stelle waren die Truppen der Panzer-Lehr-Division näher als 3 Km an die Brücke von St-Fromond bzw. in Sichtweite des Vire-Taute Kanals gekommen. Die Division verlor an diesem Tag über 30 Panzer und rund 700 Mann.

Der 11. Juli war nicht nur durch den gescheiterten Angriff der Panzer-Lehr-Division gekenn- zeichnet, an diesem Tag begann auch der Generalangriff der US First Army auf St-Lô. Neben den westlich der Vire eingesetzten 30th, 9th und 3rd Armored Divisions, welche, statt selbst anzugreifen erst einmal den Angriff der Panzer-Lehr-Division abwehren muss- ten, bevor sie im Laufe des Spät­nachmittags selbst offensiv werden konnten, waren östlich der Vire die 2nd, 29th und 35th Infantry Divisions an diesem Großangriff beteiligt.

Die 35th ID (Major General Paul Baade, "Santa Fe") war zwischen dem 5. und 7. Juli am Omaha Beach gelandet und in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli in den bisherigen Bereitstellungsraum des 175th IR, 29th ID, vorgerückt. Die unerfahrenen Männer der Division hatten im Gegensatz zu ihren weiter östlich ste­hen­den Kameraden der 29th und 2nd Infantry Divisions nur einen Tag Zeit, sich mit den Beson­derheiten des Heckengeländes des Bocage vertraut zu machen. Die 35th ID hatte den Auftrag, von ihrer Line of Departure (LOD), die wenige Hundert Meter nördlich von La Meauffe beginnend in südöstlicher Richtung bis wenige Hundert Meter westlich von Villiers-Fossard verlief, in die Fluss- biegung der Vire westlich von St-Lô vorzustoßen. Der Vorstoß sollte auf einer Linie mit dem Angriff der westlich der Vire auf Pont-Hébert bzw. les Hauts Vents vorstoßenden 30th ID bzw. des CCB erfolgen, um zu verhindern, dass diese US-Einheiten Feuer von deutschen Truppen östlich der Vire in ihre linke ungedeckte Flanke erhielten.

Der 35th ID gegenüber standen die beiden deutschen Kampfgruppen Rambach und Kentner, die eine Reihe gut ausgebauter Stellungen, darunter die Stützpunktgruppe bei le Carillon (westlich der Kreu­zung D 88/D 92), besetzt hielten.

Die 35th ID trat am Morgen des 11. Juli um 06:00 mit dem 137th IR (westlich) und 320th IR (östlich) zu ihrem ersten Kampfeinsatz im 2. Weltkrieg an, das 134th IR wurde als Korpsreserve zunächst zurückgehalten. Das 137th IR sicherte zunächst La Germainerie (nordöstlich von la Meauffe) und stieß anschließend auf St-Gilles vor, der Angriff blieb jedoch nördlich von St-Gilles im gut liegenden MG- und Mörserfeuer der deutschen Verteidiger liegen. Als sich der Tag dem Ende neigte, befand sich St-Gilles nach wie vor in deutscher Hand. Das 137th IR war damit bereits 1 Km hinter die Front­linie der westlich der Vire operierenden 30th ID zurückgefallen. Auch dem zweiten Regiment der 35th ID, dem 320th IR, erging es bei seinem ersten Einsatz im Bocage nicht viel besser. Das Regi­ment stieß zunächst ohne größere Probleme einige Hundert Meter östlich der D 88 vor, dann traf das 1st Bn jedoch auf die Außenposten des starken deutschen Stützpunktes bei le Carillon und blieb im Ab­wehrfeuer liegen.

Der Stützpunkt umfasste einen circa 1 Km breiten und 1,5 Km langen, erhöhten Gelän­de- abschnitt, dessen nördliche Grenze von La Petite Ferme (im Nordwesten) bis nach le Carillon (im Nord­osten), die südliche Grenze von La Roulerie (im Südwesten) bis zur heutigen D 88 (im Südosten) reichte. Dieses Gelände war von den Deutschen mit zahl- reichen Minen­feldern, MG-Nestern, Mörsern, Stra­ßen­sperren und Panzerabwehrgeschüt- zen gesichert worden, die Stützpunktgruppe war mit Panzer­grenadieren in Bataillons- stärke bemannt und stellte für die noch kampfunerfahrenen Männer der 35th ID ein nur schwer überwind­bares Abwehrbollwerk dar. 

Die nebenstehende Karte zeigt die Einnahme der wichtigen Straßenkreuzung bei les Hauts-Vents (Höhe 91) am Abend des 11. Juli. Nachdem der Angriff der Unterkampfgruppe Böhm bei le Rocher gestoppt worden war stießen Panzer des Combat Command B in die ungeschützte östliche Flanke der Deutschen vor und konnten die übrraschten Panzergrenadiere bis über les Hauts-Vents hinaus zurückdrängen

11. Juli - Angriff der 35th ID
11. Juli - Angriff der 35th ID

Die nebenstehende Karte zeigt den Vorstoß der 35th ID entlang des Ostufers der Vire, der im Einsatzbereich des 137th IR sowie des 1st Bn, 320th IR, mit erheblichen Geländegewinnen einher ging.

 

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