Die Kampfgruppe Schöne stieß 200 m nördlich der Kreuzung D 389/D 257 bei la Caplainerie auf eine Straßensperre, die von vier Pan­zer­­jägern vom Typ M 10 „Wolverine“ gehalten wurde. Kurzer Hand befahl der deutsche Kampfgruppenkommandant einem Teil seiner Kampfgruppe (ein Panzer IV, 10 Panther sowie mehreren Halbkettenfahrzeugen), die Straßen­sperre zu umgehen und den Vorstoß in Richtung St-Jean-de-Daye weiter südlich entlang der D 389 fort­zu­führen. Dieser Kampfverband traf jedoch bereits nach 2 Km an der Kreuzung 250 m südöstlich von la Scellerie auf einen Zug M 10 Panzerjäger der A Company, 899th Tank Destroyer Battalion, der in der Dunkelheit der Nacht sofort das Feuer auf die deutsche Kolonne eröffnete. Es entwickelte sich ein heftiges Gefecht, in das am frühen Morgen auch P-47 „Thunder­bolt“ Jagdbomber sowie mehrere Sherman Panzer des CCA, 3rd Armored Divi­sion, eingriffen. Der deutsche Kampfverband verlor im Laufe des ungleichen Gefechtes vier Panzer V und war gezwungen, sich nach la Caplainerie zurückzuziehen. Dort versuchten die Deut­schen gegen 10:00 erneut, die Straßensperre nördlich der Kreuzung D 389/D 257 mit den verbliebenen 12 Pant­hern zu durchbrechen und entlang der D 445 auf le Mesnil-Véneron vorzu­rücken. In stundenlangem Gefecht wurden weitere 8 deutsche Panzer durch US-Panzerjäger, weitere Luftangriffe sowie Infanterie mit Bazookas abgeschossen, gegen 16:00 war auch dieser Angriffs­versuch gescheitert und gegen 21:00 hatten die Einheiten der 9th ID die von ihnen am Abend des 10. Juli besetzte Frontline erneut besetzt.

Weiter südlich im Raum le Dézert kam es zu weiteren schweren Gefechten zwischen den deutschen Panthern und Panzerjägern des 899th Tank Destroyer Battalion. Zwei Kompa- nien des I./Panzer­grenadier-Regiment 901 sowie 10 Panzer V Panther stießen bei Belle-Eau gegen 03:00 auf mehrere M 10 Panzer­­jäger des 1st Platoon, A Company, 899th Tank Destroyer Battalion. Auch hier entwickelte sich ein heftiges Gefecht Panzer gegen Panzer, im Morgengrauen griffen US-Jagdbomber und US-Artillerie in den Kampf ein. Auch in diesem Gefecht verloren die Deutschen nahezu alle Panzer, nur 30 Mann der Kampfgruppe kehrten zu den deutschen Linien zurück. Auch die in le Dézert auf die D 257 bzw. D 389 abgebogenen Kampfgruppen wurden im Morgengrauen durch P 47 Jagdbomber schwer getroffen und zum größten Teil zerstört.

Am Abend des 11. Juli war offensichtlich, dass trotz der anfänglichen Erfolge der Angriff der Kampfgruppe Scholze vollständig gescheitert war. Es zeigte sich deutlich, dass der Panzer­kampfwagen V Panther, der gemeinhin als bester Allround-Panzer der Wehrmacht galt, trotz seiner weit überlegenen Panzerung und Bewaffnung auf den engen Feldwegen des Bocage den amerika­nischen Sherman und M 10 Wolverine Panzerjägern an Beweglichkeit nicht gewachsen war und seine überlegene Feuerkraft auf den kurzen Entfernungen, auf denen die Gefechte ausgetragen wurden, nicht zum Tragen kam. Nur so war es zu erklären, dass die mit dem an sich weit überlegenen Panther ausgerüsteten deutschen Einheiten der Panzer-Lehr-Division bei den Gefechten am 11. Juli so hohe Verluste hinnehmen mussten.

Auch der weiter südlich agierenden Kampfgruppe Welsch des Panzergrenadier-Lehr-Regi- ments 902 war an diesem 11. Juli kein Erfolg beschieden. Auf dem rechten deutschen Flügel startete die Unter­kampfgruppe Kuhnow (I./Panzergrenadier-Lehr-Regiment 902 sowie 10 Panzer IV der 8./Panzer-Lehr-Regiment 130) ihren Angriff gegen 02:00 mit dem Ziel, die Vire-Brücke bei St-Fromond zurückzuerobern. Mehrere deutsche Artillerie-Batterien unterstützten den Angriff mit vorberei­tendem Beschuss. Die deutsche Kampfgruppe durchstieß die vom 3rd Bn, 119th IR, gehaltene linke Front der Amerikaner nördlich von Pont-Hébert, drang auf der Uferstraße D 446 gegen 09:30 bis nach la Cocquerie vor, bog bei la Cocquerie auf die D 377 ab und wurde auf Höhe von Bahais gegen 10:45 von den in der Zwischenzeit dort in Stellung gegangenen M 10 Panzerjägern des 823rd Tank Dest­royer Battalion gestoppt. Während sich die Kontrahenten ein Feuergefecht lieferten, rückten zwei Kompanien Sherman Panzer des CCB sowie eine Kompanie Panzergrenadiere der 36th Armored Infantry von Cavigny aus auf der D 446 in Richtung la Cocquerie vor und stießen in die linke Flanke des deutschen Kampfverbandes. Von zwei Seiten unter Feuer genom- men, war die deutsche Kampf­gruppe gezwungen, sich gegen 15:00 auf ihre Ausgangs- stellungen am Ortsrand von Pont-Hébert zurückzuziehen und nun ihrerseits die rasch nach­stoßenden Amerikaner abzuwehren.

Die zweite Unterkampfgruppe des Panzergrenadier-Lehr-Regiments 902, Kampgruppe Böhm (Haupt­mann Böhm, II./Panzergrenadier-Lehr-Regiment 902, Panzer IV der 7./Panzer-Lehr-Regiment 130 sowie eine Kompanie des Panzer-Lehr-Pionier-Bataillon 130) begann ihren Angriff gegen 01:30 in der Nacht zum 11. Juli. Ziel war, ausgehend von Höhe 91 (les Hauts Vents) zunächst entlang der heutigen D 377 über le Rocher bis zur Kreuzung mit der N 174 vorzudringen und dort entlang der N 174 auf St-Jean-de-Daye vorzustoßen. Der Führungspanzer des deutschen Kampfverbandes traf gegen 02:00 südlich von le Rocher auf Vorposten des 3rd Bn, 120 IR, das seinen Gefechtsstand in le Rocher aufge­schlagen hatte. Die durch den Motorenlärm der deutschen Panzer bereits vorgewarnten GIs bekämpften die deutschen Fahrzeuge von allen Seiten mit Bazookas, zwischen der Infanterie beider Seiten entwi­ckelte sich ein mehrstündiges Feuergefecht. Gegen 10:00 morgens war der Angriff abgeschlagen, die deutsche Kolonne musste sich unter hohen Verlusten (fünf Panzer IV, vier Halbket­tenfahrzeuge, zahlreiche Gefallene, Verwundete und über 60 Vermisste) zurückziehen. 

10. - 11. Juli Angriff der Panzer-Lehr-Division
10. - 11. Juli Angriff der Panzer-Lehr-Division

Die Karte nebenan zeigt den Vorstoß der Kampfgruppe Welsch die sich indie beiden Unterkampfgruppen Kuhnow und Böhm aufteilte. Auch diesen beiden Kampfverbänden war das Schlachtenglück nach anfänglichen erfolgen nicht dauerhaft gewogen, im Laufe des 11. Julis mussten sich beide gruppen unter hohen Verlusten auf ihre Ausgangsstellunen zurückziehen.

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