Höhe 192 wurde von rund 500 Fallschirmjägern des III./FJR 9 verteidigt (das Bataillon besetzte eine Frontlinie, die von der D 59 auf Höhe von St-André-de-l´Epine bis zur D 195 bei St-Georges-d´Elle reichte, das III./FJR 9 stand demnach dem 38th IR und dem westlichen Angriffsflügel des 23rd IR gegenüber), östlich der D 195 schloss sich das I./FJR 5 mit ebenfalls rund 500 kampffähigen Männern an und verteidigte somit gegen den östlichen Angriffsflügel des 23rd IR. Die Fallschirmjäger hatten Dutzende von gut getarnten Stellungen in den Hecken des Bocage errichtet, bis zu vier Meter tiefe Tunnel verliefen unter den Hecken und boten den Landsern guten Schutz gegen feindlichen Artillerie- und Mörserbeschuss. Die Fallschirmjäger konnten jedoch aufgrund nicht ausreichender Mann- schafts­stärken der Kompanien keine durchgehende Hauptkampflinie bilden. Vielmehr wurde eine Reihe von Vorpostenstellungen errichtet, die nur tagsüber besetzt waren und die HKL vor Tagespatrouillen der Amerikaner warnen und schützen sollten. Hinter den Vor- posten befanden sich dann zahlreiche gut ausgebaute Widerstandsnester, die für Rundum- verteidigung konstruiert worden waren.

Um 05:00 des 11. Juli begann die US-Artillerie, die erkannten deutschen Stellungen an und auf der Höhe 192 mit einem mehr als einstündigen Bombardement von bisher nicht gekanntem Ausmaß zu belegen, dem Dutzende deutscher Fallschirmjäger zum Opfer fielen. Dann, um 06:00, began­nen die US-Batterien damit, ein rollendes Sperrfeuer zu schießen. In diesem Moment verließen die US-Infanteristen ihre Stellungen an der Line of Departure (Nordseite der D 95) und begannen, hinter der Feuerwalze der einschlagenden Granaten der eigenen Artillerie gegen die deutschen Stellungen vorzugehen. Aufgrund starken Bodennebels mussten die geplanten Luftangriffe durch P-47 Jagdbom­ber dagegen kurzfristig abgesagt werden. Major General Robertson forderte dennoch den Einsatz einiger Jagdbomber an, die jedoch versehentlich beinahe die vorrückende Infanterie des 38th IR bombardierten, sofort wurden daraufhin alle weiteren Lufteinsätze für den weiteren Tages- verlauf untersagt.

Am westlichen Angriffsflügel stieß das 2nd Bn, 38th IR, bald auf starkes Abwehrfeuer eines kampf­starken deutschen Stützpunktes (die Amerikaner nannten diesen Stützpunkt „Kraut Corner“) westlich des Weilers Le Parc, der den weiteren Vorstoß auf Cloville blockierte. Tatsächlich hatten zahlreiche deutsche Fallschirmjäger in ihren tief in den Erdboden gegrabenen Stellungen das Inferno des vorausgegan­genen Artilleriebombardements überlebt und leisteten nun mir ihren MGs und Mörsern erbitterten Widerstand. Erst als ein Platoon GIs und einige Shermans der B/741st Tank Battalion den Stützpunkt seitlich umgingen und aus der östlichen Flanke angriffen, ergaben sich 15 Fallschirmjäger, während andere bis zum letzten Atemzug weiterkämpften. Drei besonders fanatische Fallschirm­jäger, die nicht zur Aufgabe zu bewegen waren, wurden in ihrem Schützenloch von einem Sherman Tankdozer mit Erdreich zugeschüttet und lebendig begraben. Ein anderer Fallschirmjäger, dem durch eine Granate beide Beine weggerissen worden waren, feuerte mit einer Pistole weiterhin unentwegt auf die Amerikaner. Dann, nachdem er überwältigt worden war, weigerte er sich fluchend, sich von amerikanischen Sanitätern behandeln zu lassen. Selbst gutes Zureden gefangener deutscher Sanitä­ter konnte ihn nicht überzeugen, der Fanatiker verweigerte standhaft jede medizinische Versorgung durch die Amerikaner bis er seinen schweren Verletzungen erlag.

Nachdem „Kraut Corner“ gefallen war stieß das 2nd Battalion auf Cloville vor, das durch den vorangegangenen Artilleriebeschuss in Ruinen lag. An der Straßenkreuzung in der Ortsmitte (D 390/D 95) waren gegen 09:30 ein deutscher Panzer IV und ein deutsches Sturmgeschütz aufgefahren, die sich mit den Sherman Panzern der B/741st Tank Battalion ein kurzes Feuerduell lieferten. Nachdem die beiden deutschen Panzer ausge­schaltet waren, begann die US-Infanterie in Cloville einzudringen, nach vergleichsweise kurzem Kampf kam auch hier gegen 11:00 der deutsche Widerstand zum Erliegen. Weiter ging der Vorstoß zum Höhenplateau der Höhe 192 und von dort hangabwärts in Richtung D 972, die das 2nd Bn im Raum östlich von le Calvaire gegen 17:00 erreichte. Die Amerikaner gruben sich entlang der Straße ein und erwarteten den deutschen Gegenstoß. Das 2nd Battalion hatte an diesem 11. Juli Verluste von 20 Toten und 82 Verwundeten zu beklagen.

Östlich des 2nd Bn, 38th IR, begann das 1st Battalion, unterstützt durch die A/741st Tank Battalion, seinen Angriff um 06:20, überquerte östlich von la Carosserie gegen 07:00 die heutige D 55 und stieß im Laufe des Vormittages in Richtung des Bois du Solaire vor. Durch zielgenaues Artilleriefeuer, Minen und Panzerabwehrgeschütze verloren die Amerikaner bald 6 ihrer Sherman Panzer, die Infan­terie musste sich nun ohne Panzerunterstützung durch die Heckenlandschaft kämpfen. Die in den Wochen vor dem Angriff eingeübte neue Taktik zum Kampf im Bocage machte sich nun bezahlt, selbst ohne Panzerunterstützung nahmen die Infanterie-Gruppen zusammen mit den sie beglei­tenden Pionieren eine Hecke nach der anderen ein. Erst ein deutsches Widerstandsnest am west­lichen Waldrand des Bois du Solaire brachte den Vormarsch der Amerikaner vorübergehend zum Stehen. Erst als Lieutenant Colonel Mildren seine bislang in Reserve gehaltene A Company in das Gefecht warf setzten die numerisch nun völlig unterlegenen deutschen Verteidiger sich nach Süden ab. Damit war auch für das 1st Battalion der Weg in Richtung D 972 frei, das Bataillon grub sich bei Einbruch der Dunkelheit am Südhang der Höhe 192 nur rund 150 m nördlich der D 972 ein. Die Ein­heit bezahlte diesen Erfolg mit 13 Toten und 52 Verwundeten. 

11. Juli - Angriff der 2nd ID auf Höhe 192
11. Juli - Angriff der 2nd ID auf Höhe 192

Die negenstehende Karte zeigt den Vorstoß der beiden Regimenter der 2nd ID. Die 1st und 2nd Battalions, 38th IR, gingen am Nord-Westhang von Höhe 192 vor und arbeiteten sich bis zum Abend bis zur D 972 vor. Weiter östlich stieß das 23rd IR von St-Georges-d`Elle ausgehehend über den Purple Heart Draw bis zum Südhang von Höhe 192 vor und stand damit nur wenige Hundert Meter nördlich der D 972.

11. Juli - Blick nach Norden von Höhe 192
11. Juli - Blick nach Norden von Höhe 192

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