Am äußersten linken Angriffsflügel der 2nd ID wurde dem 23rd IR befohlen, von seiner Aus­gangs­stellung (nördlich der D 95) am Südhang der Höhe 192 über La Baroterie und le Village aux Moines bis zur D 972 auf Höhe von La Safrerie/la Croix Rouge vorzustoßen und dort diesen Teilabschnitt der D 972 zu besetzen. Das den Angriff anführende 1st Bn musste nach dem Verlassen der Line of Departure (D 95) zunächst 500 m südwestlich von St-Georges-d´Elle eine tief eingeschnittene Schlucht überwinden, die sich über eine Länge von circa 700 m erstreckt. Die Schlucht ist durch steile Hänge gekennzeichnet, die ein Passieren mit Fahrzeugen unmöglich macht. Da die Amerikaner wäh­rend der gescheiterten Angriffe im Juni in dieser Schlucht bereits hohe Verluste erlitten hatten, wurde die Gelände- vertiefung in Anlehnung an den amerikanischen Verwundetenorden „Purple Heart“ von den GIs als „Purple Heart Draw“ (Draw bedeutet Senke) bezeichnet.

Als das 1st Bn, 23rd IR am Morgen um 06:00 mit seinen A und C Companies zum Angriff überging und den steil abfallenden Nordhang des „Purple Heart Draw“ erreicht hatte, begann die Deutschen die Schlucht sofort unter konzentriertes Artillerie-, Mörser – und MG-Feuer zu nehmen. Die A/23rd IR, hatte im Nu zahlreiche Ausfälle zu beklagen, auch die Feuerunterstützung von 4 Shermans, die am Nordrand der Schlucht aufgefahren waren, konnte das Blatt nicht wenden. Es war schlichtweg unmöglich, bei der Intensität des deutschen Feuers die Schlucht lebend zu durch­queren. Erst als es zwei Platoons der A Company gelang, die Schlucht im Westen zu umgehen und in die Flanke bzw. den Rücken der deutschen Verteidiger zu stoßen, konnte der Vorstoß nach heftigem Gefecht in südlicher Richtung fortgesetzt werden. Während die Kämpfe am „Purple Heart Draw“ tobten, gelang es Einhei­ten des 3rd Bn, 23rd IR, die in den Häusern am südlichen Ortsrand von St-Georges-d´Elle liegenden deutschen Verteidiger zu werfen, sodass St-Georges-d´Elle am frühen Nachmittag in den Händen der Amerikaner war, der Zugang zur D 195 und damit nach la Baroterie und zur D 972 war somit frei. In la Baroterie versuchte am Spätnachmittag ein einzelner deutscher Panzer IV den Vorstoß der Ameri­kaner aufzu­halten, der Tank wurde jedoch von einem wagemutigen GI, der sich an den Panzer heran­schlich und mehrere Handgranaten in die offene Turmluke warf, ausgeschaltet. Die den Angriff ent­lang der D 195 anführende C Company bezog bei Tagesende Position in la Baroterie und war damit nur rund 500 m von ihrem Ziel, der D 972. entfernt.

Am Ende des 11. Juli hatte die 2nd ID die berüchtigte Höhe 192 überrannt und die befoh- lenen Ziel­räume entlang der D 972 beinahe erreicht. Am Vormittag des 12. Juli stießen die Einheiten, die am Vortag ihre Ziele entlang der D 972 nicht besetzen konnten, auf diese vor, ohne auf größeren Wider­stand zu stoßen. Mit der Höhe 192 hatten die Deutschen nicht nur einen weiteren Geländeabschnitt sondern auch ihren vorgeschobenen Beobachtungs­posten für die eigene Artillerie verloren.

Die 2nd ID hielt am Nachmittag des 12. Juli die D 972 auf einer Länge von 3,5 Km besetzt (von le Calvaire im Westen über la Croix Rouge bis nach Berigny), dieser Erfolg hatte die Division 69 Tote, 328 Verwundete und 8 Vermisste gekostet. Damit war die östliche Flanke der 29th ID gesichert, Major General Gerhardts Division konnte nun zu ihrem entschei- denden Vorstoß auf St-Lô ansetzen.

Auf deutscher Seite wurde nach dem Verlust von Höhe 192 das stark dezimierte III./FJR 9 durch das III./FJR 8 abgelöst, die Fallschirmjäger zogen sich auf eine neue Frontlinie südlich der D 972 zurück und begannen dort, eine neue Verteidigungsstellung zu errichten. Die 2nd ID verhielt sich zur großen Erleichterung der ihnen gegenüber liegenden deutschen Einheiten jedoch in den nächsten Tagen ruhig, sie hatte die ihr befohlenen Ziele erreicht und hielt still.

Weiter westlich sollte das Drama um St-Lô jedoch seinen weiteren Verlauf nehmen. Für das US XIX Corps war die Einnahme der Höhe 192 nur ein weiterer Schritt nach vorne, das Corps sollte in den nächsten Tagen mit allen drei unter seinem Befehl stehenden Divisionen (29th ID, 30th ID, 35th ID) weiterhin alles daran setzen, St-Lô nun endlich den Deutschen zu entreißen. 

                                                                        - 32-

zurück                                                                                                                weiter