Der erneute Vorstoß des 120th westlich der Vire in unmittelbare Nähe der Unterwas- serbrücke von le Rampan, in Verbindung mit weiteren beträchtlichen Geländegewinnen der 137th und 134th IR östlich der Vire, löste auf deutscher Seite am Abend des 17. Juli höchste Alarmstufe aus. Als darüber hinaus bekannt wurde, dass weitreichende US-Artillerie mehrere Brücken über die Vire südlich von St-Lô zerstört hatte, wuchs nicht nur die Gefahr, dass alle in der Virebiegung operierenden Verbände der 352. Inf.Div. (u. a. die Kampf- gruppe Kentner) abgeschnitten werden konnten, es drohte außerdem die vollständige Abtren­nung des II. Fallschirm-Korps von den westlich der Vire operierenden Einheiten der 7. Armee.

Die Krise war da!

In dieser Notlage ersuchte die 7. Armee bei der Heeresgruppe B um die Genehmigung, die Verbände der 352. Inf.Div. sowie die der Division unterstellten Kampfgruppen aus der Virekrümmung herausnehmen zu dürfen und einem unmittelbar am nördlichen Stadtrand von St-Lô gerade im Aufbau befindlichen Vertei- digungsgürtel zuführen zu dürfen. Wider Erwarten wurde die Genehmigung erteilt. Oberst Hans Georg von Tempelhoff vom General- stab der Heeresgruppe B antwortete auf die Anfrage Generalmajor Max Pensel, General­stabschef der 7. Armee, folgendes: „Es ist in dieser Situation sinnlos, auf Genehmigung höherer Dienststellen zu warten. Das II. Fallschirm-Korps soll die Maßnahmen ergreifen, die es für not­wen­dig erachtet. Wenn Sie sich zurückziehen müssen, dann tun Sie es. Melden Sie anschließend, dass der Gegner an mehreren Stellen in die Hauptkampflinie einge- brochen ist und dass es Ihnen nur mit Mühe gelungen ist, eine rückwärtige Auffangstel- lung einzunehmen".

Gegen 21:00 versuchte General­feldmarschall von Kluge, der nach der schweren Verwun- dung von Generalfeldmarschall Erwin Rommel am Nachmittag auch die operative Führung der Heeresgruppe B übernommen hatte, den Rückzug der letzten Einheiten der 352. Inf.Div. mit einem Durchhaltebefehl zu verhindern. Aber es war zu spät, die erschöpften Reste der 352. Inf.Div. hatten sich bereits in die nördlichen Außen­bezirke bzw. südlich von St-Lô zurückgezogen. Auch die deutschen Truppen in der Stützpunktgruppe le Carillon, die nun an beiden Flanken von feindlichen Kräften passiert worden waren, begannen am Abend des 17. Juli sich unter Aufgabe ihres schweren Gerätes in Richtung St-Lô abzusetzen, um damit der drohenden Gefangennahme zu entgehen. 

Generalfeldmarschall Hans Günther von Kluge
Generalfeldmarschall Hans Günther von Kluge

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