Auf Befehl Major General Gerhardts wurde der Leichnam von Major Thomas D. Howie, Commanding Officer 3rd Bn, 116th IR, am Spätabend des 18. Juli auf einer auf der Motorhaube eines Ambu­lanzjeeps befestigten Trage nach St-Lô hinein gefahren und am Morgen des 19. Juli auf dem Schutthaufen einer zerstörten Mauer der Kirche Sainte Croix aufgebahrt. Nur mit einer Stars and Stripes Flagge bedeckt sollte der aufgebahrte Leichnam Major Howies den Opfergang der 29th Infantry Division von ihrer Landung am Omaha Beach am 6. Juni bis hin zur Einnahme von St-Lô symbolisieren. Das Life Magazin und andere Zeitungen berichteten später über diesen Vorgang, aus Geheimhaltungsgründen durfte Major Howies Name jedoch nicht genannt werden, die Zeitungsleser der New York Times in den US kannten Howie nur unter dem Pseudonym „The Major of St-Lô“.

Als die 29th ID am 20. Juli in ihrem Einsatzraum durch die 35th ID abgelöst und zur Erholung und Auffrischung nach St-Clair-sur-l´Elle zurückverlegt wurde, wurden die sterb- lichen Überreste Howies auf dem bereits am 11. Juni 1944 eingerichteten zentralen Sammel- friedhof der 29th Infantry Division in La Cambe bestattet.

Die Einwohner von St-Lô errichteten zu Ehren des Majors ein beeindruckendes Monument in ihrer Stadt, auch in seiner Heimatstadt Abbeville, South Carolina, wurde 1954 ein Glockenturm, der Howie Bell Tower, errichtet. Zwei Jahre später wurde Howies Geschichte sogar in der US-Fernseh Show „Cavalcase of America“ nacherzählt und der berühmte Autor Cornelius Ryan, Autor des Buches „Der längste Tag“, veröffentlichte einen Artikel über die Geschichte Howies im Colliers Magazine. Howie wurde 2003 in die South Carolina Hall of Fame aufgenommen, es heißt, dass Thomas Howie als Vorbild für die Person des Captain John Miller (gespielt von Tom Hanks) in dem US-Kriegsfilm „Saving Private Ryan“ (Der Soldat James Ryan) diente. Major Howie  fand seine letzte Ruhe auf dem US-Solda- tenfriedhof Colleville – St-Laurent, sein Grab befindet sich in Block G, Reihe 14, Grab 12.

Die Eroberung von St-Lô, die laut den Operationsplänen des US V Corps eigentlich für D+4 (10. Juni 1944) vorgesehen war, hatte nicht nur 43 und damit 38 Tage länger gedauert als vorgesehen, die US-Streitkräfte mussten auch einen hohen Blutzoll dafür zahlen. Seit dem Beginn der Offensive auf St-Lô am 7. Juli 1944 verloren die 30th ID 3.943 Mann (Tote, Verwundete und Vermisste), die 35th ID 2.437 Mann und die 29th ID 3,706 Soldaten. Bezieht man die Verluste der 2nd ID während der Kämpfe um Höhe 192 sowie die Ausfälle der 3rd Armored Division mit ein, so verloren die US-Streitkräfte während der St-Lô Offensive insgesamt rund 11.000 Mann.

Aufgrund dieser hohen Verluste hatte das ganze Unternehmen den Charakter eines Pyrr- hussieges, insbesondere die Offiziere und Mannschaften der 29th ID verachteten und fürch- teten ihren Commanding Officer, Major General "Uncle Charlie" Charles Hunter Gerhardt, für die Rücksichtslosigkeit, mit der er seine Division vorantrieb. Unter den Männern der Division kursierte folgender Spruch über den so unbeliebten General: „Gerhardt komman- diert drei Divisionen: eine im Feld, die zweite im Lazarett und die dritte auf dem Friedhof“. Der auch im weiteren Verlauf des Feldzuges in Nordwest-Europa auf äußerste Disziplin und Einhaltung von Formalien insistierende Gerhardt scherte sich dabei wenig um das Leben seiner Männer, solange nur die Operationsziele erreicht wurden. Die „Blue and Gray“ Division erlang durch die rücksichtslose Führung Gerhardts den zweifelhaften Ruhm, die Einheit der US-Army im 2. Weltkrieg gewesen zu sein, die die meisten Verluste (20.111 Soldaten) erlitt. Als nach dem Kriegsende diese Zahlen bekannt wurden und Gerhardts Führungsfähigkeiten näher beleuchtet wurden, stellte man ihm ein schlechtes Urteil aus und degradierte ihn um zwei Dienstränge zum Colonel. 

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