Das weitere Geschehen an der Nordflanke des UTAH Brückenkopfes

Nach den gescheiterten Angriffen auf Ste-Mère-Église am 7. Juni reifte in Generalleutnant von Schlieben, dem Kommandeur der 709. ID, die Überzeugung heran, dass seine verbliebenen Truppen nicht mehr die Kraft besaßen, Ste-Mère-Église zurückzuerobern und den amerikanischen Brückenkopf einzudrücken oder gar die Amerikaner zurück ins Meer zu werfen. Um einen weiteren feindlichen Vorstoß nach Norden zu vermeiden oder zumindest so lange aufzuhalten, bis Verstärkung aus dem Süden eingetroffen war, befahl er am Abend des 7. Juni allen noch verfügbaren Kräften, sich auf die Verteidigungslinie Le Ham, Montebourg Station, Montebourg, Quinéville zurückzuziehen. Außerdem wurden die Kommandeure der an der Nordost- und Nordküste des Cotentin gelegenen Stützpunkte und Widerstandsnester angewiesen, mit ihren Einheiten zu mehreren Sammelpunkten im Inland zu verlegen und nur noch Notbesetzungen in den Küstenstellungen zurück­zulassen.

Bei den in der neuen Verteidigungslinie Le Ham, Montebourg Station, Montebourg, Quinéville eingesetzten Truppen handelte es sich um die von der 243. ID abgestellte Kampfgruppe Müller (Oberstleutnant Franz Müller: III./GR 922, I./GR 920, Pionier-Bataillon 243, III./AR 243); Schweres Stellungs-Werfer-Regiment 101; Sturm-Bataillon AOK 7 unter Major Hugo Messerschmidt; Kampfgruppe Keil (Oberstleutnant Günther Keil: Reste von I./GR 919, sowie II./GR 919, III./GR 922, III./GR 739); Kampfgruppe Rohrbach (Oberst Helmuth Rohrbach: GR 729, II./GR 920) sowie die nach den gescheiterten Angriffen auf Ste-Mère-Église stark dezimierten I./ GR 1058 und II./GR 1058. Die oben genannten Einheiten wurden darüber hinaus durch die schweren Artillerie-Abteilungen 456 und 457 (motorisiert) sowie dem III./AR 243 unterstützt.

Nachdem auch am Abend des 7. Juni keine ernsthaften Anzeichen für eine Landung der Alliierten in der Bretagne zu erkennen waren, befahl Generalfeldmarschall Erwin Rommel der im Raum St-Malo liegenden 77. ID (Generalleutnant Rudolf Stegmann) nach St-Lô zu verlegen, um von dort aus bei einer Zuspitzung der Lage den auf dem Cotentin ringenden deutschen Verbänden schnell Beistand leisten zu können.

Auch Major General Collins, kommandierender General des US VII Corps, erteilte am Abend des 7. Juni weitere Einsatzbefehle an sein Korps. Die 4th ID sollte weiter in nördlicher Richtung vorstoßen, die beiden deutschen Batterien in Azeville und Crisbecq einnehmen und auf die Linie Quinéville – Montebourg Station vorstoßen. Hierbei sollte die Division am linken Flügel (westlich der Route Nationale 13) durch das 505th PIR sowie das 2nd Bn, 325th Glider IR, beide 82nd AB, unterstützt werden, die die Linie Montebourg - Éroudeville - Montebourg Station - le Ham einnehmen sollten. Die am Merderet verbleibenden Einheiten der 82nd AB sollten dagegen erneut versuchen, am Westufer des Überschwemmungsgebietes des Merderet zwei Brückenköpfe bei La Fière und Chef-du-Pont zu erobern, während die 101st AB einen erneuten Angriff auf Ste-Côme-du-Mont mit dem Ziel durchführen sollte, von dort aus die durch das Überschwemmungsgebiet der Douve führende Route Nationale 13 nach Carentan einzunehmen.

Am Morgen des 8. Juni begann der Vorstoß des 8th IR sowie des 505th PIR (plus 2/325 GIR) in Richtung Éroudeville, Montebourg Station und Le Ham. Ausgehend von Ste-Mère-Église wurde bis zum Nachmittag Neuville-au-Plain eingenommen. Von dort stießen die Amerikaner mit Panzerunterstützung über Fresville und Grainville auf Magneville vor und nahmen den Ort noch am späten Abend ein. Ein weiteres Vordringen in nördlicher Richtung war jedoch nicht möglich, denn nördlich von Magneville stießen die Amerikaner auf eine gut organisierte deutsche Verteidigungslinie, die vom Ostufer des Merderet entlang des erhöht liegenden Nordufers des Ruisseau de Coisel bis zur N 13 und von dort über Emondeville und Azeville bis nach Crisbecq verlief. Besonders stark befestigt waren in dem Gebiet westlich der N 13 vor allem die Ortschaft Écausseville sowie weiter westlich ein riesiger Hangar, der vor dem Krieg für die Unterbringung von Luftschiffen genutzt worden war.

Nach einem 30 minütigen Artillerieüberfall begannen die Amerikaner am Morgen des 9. Juni gegen 06:30 mit dem Angriff. Trotz erheblicher eigener Verluste gelang es dem 8th IR sowie dem 505th PIR (plus 2/325 GIR) in den folgenden drei Tagen, die sich heftig wehrenden deutschen Truppen bis zu ihrer zweiten vorbereiteten Verteidigungslinie entlang der Eisenbahnstrecke Montebourg Station – Montebourg zurückzudrängen. Die beiden westlichen Anker dieser deutschen Verteidigungslinie, Montebourg Station sowie Le Ham konnten erst nach verlustreichen Kämpfen eingenommen werden, einzig die Ortschaft Éroudeville blieb noch in deutscher Hand (siehe Karte).

Ecausseville und Le Ham 8-11 Juni 1944
Ecausseville und Le Ham 8-11 Juni 1944

Am Morgen des 8. Juni griffen das 8th IR sowie das 505th PIR (plus 2/325 GIR) in Richtung Éroudeville, Montebourg Station und Le Ham an. Am Abend stießen die Amerikaner nördlich von Magneville auf eine gut ausgebaute Verteidigungslinie, die vom Ostufer des Merderet entlang des erhöht liegenden Nordufers des Ruisseau de Coisel bis zur N 13 und von dort über Emondeville und Azeville bis nach Crisbecq verlief. Besonders stark befestigt waren in dem Gebiet westlich der N 13 vor allem die Ortschaft Écausseville sowie weiter westlich ein großer ehemaliger Luftschiffhangar. Am Morgen des 9. Juni griffen die Amerikaner erneut an und konnten im Laufe des Tages den Frontverlauf weiter nach Norden verschieben.

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