Auf deutscher Seite waren während der Kämpfe weitere Verstärkungen an die Front herangeführt worden. Am 9. Juni beorderte General Marcks, kommandierender General des LXXXIV. Armee-Korps, zwei weitere Bataillone, die II./GR 921 und I./GR 922, beide von der 243. ID, aus der sogenannten Cherbourg Landfront an die Montebourgfront. Laut General Marcks würde sich das weitere Schicksal Cherbourgs schon an der Montebourgfront entscheiden. Weitere Truppenverschiebungen von der Cherbourg Landfront in Richtung Montebourg wurden jedoch nicht genehmigt. Man rechnete auf deutscher Seite zu diesem Zeitpunkt immer noch mit einer möglichen weiteren Luftlandung südlich von Cherbourg oder einer amphibischen Landung an der Nordwestküste des Cotentin im Rücken der an der Montebourglinie stehenden deutschen Verbände. Konsequenterweise wollte man daher die Cherbourg Landfront nicht völlig entblößen.

In der Nacht zum 10. Juni verlegte Generalleutnant von Schlieben 25 der 46 völlig veralteten französischen Beutepanzer der Panzer-Abteilung 206 aus dem Raum Auderville nach Montebourg. Obwohl die mit 3,7 cm Geschützen ausgerüsteten Panzer nur geringen Kampfwert besaßen, stärkte Ihr Eintreffen jedoch die Moral der Verteidiger Montebourgs (Kampfgruppe des III./GR 919 unter Hauptmann d. Res. Simoneit). Das Kettengerassel der Panzer ließ die Amerikaner glauben, dass Montebourg von starken deutschen Einheiten gehalten werde. Einen Tag später, am Abend des 11. Juni, traf die ersehnte erste Vorauseinheit der 77. ID im Raum Valognes ein, zwei Tage später waren weitere Truppenteile der Division westlich und östlich des Merderet in Stellung gegangen. Es handelte sich bei diesen Einheiten um mindestens zwei Grenadier-Bataillone des GR 1049 unter Oberst Bacherer sowie um Teile des Artillerie-Regimentes 177. Der Großteil der 77. ID verblieb jedoch zunächst im Bereitstellungsraum nördlich von Coutances. Um die durch die zahlreichen Truppenverschiebungen unübersichtlich gewordenen Befehlsverhältnisse neu zu ordnen und zu vereinfachen, ernannte General Marcks den Kommandeur der 243. ID, Generalleutnant Heinz Hellmich, zum Kommandanten der Kampfgruppe Hellmich, der fortan alle deutschen Truppen ent­lang der Linie Montebourg - Quinéville unterstellt wurden.

Dass trotz all dieser Anstrengungen zumindest der Oberbefehlshaber West, General- feldmarschall Gerd von Rund­stedt, schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Kämpfe auf dem Cotentin nicht mehr davon überzeugt war, dass der Vormarsch der Amerikaner auf Cherbourg gestoppt werden konnte, verdeutlicht der von ihm am 9. Juni erteilte Befehl, mit der Zerstörung der Hafenanlagen in Cherbourg unverzüglich zu beginnen. Nachdem mindestens zwei Bataillone des GR 1049 sowie das AR 177, 77. ID, ab dem 11. Juni westlich und östlich des Merderet die dort brüchige Frontlinie verstärkt hatten, wurden Teile dieser Einheiten ab dem  14. Juni weiter nach Südwesten verlegt, um dort die Reste der 91. ID im Kampf gegen die rasch in Richtung des Flusses Douve vordringenden US-Verbänden zu unterstützen. Ein erneutes Gesuch von Generalleutnant von Schlieben, seine nun wieder geschwächte rechte Flanke durch die Zuführung des Maschinengewehr-Bataillons 17 zu stabilisieren, wurde von höherer Stelle jedoch erneut abgelehnt. Auch an den anderen beiden Frontabschnitten des UTAH Brückenkopfes gab es seit dem 8. Juni entscheidende Veränderungen.

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