Zur Vorbereitung des Angriffes der 9th ID bombardierten im Laufe des 27. Juni P-47 Jagdbomber deutsche Stützpunkte und Stellungen bei Querqueville, Nacqueville und Jabourg, am 28. Juni wurden die beiden schweren Küstenbatterien bei Auderville (siehe oben) durch mittlere Bomber der 9th Air Force bombardiert. Am 28. Juni fanden Aufklärungspatrouillen des 47th IR sowohl Querqueville als auch das weiter westlich gelegene Nacqueville von den Deutschen verlassen vor, gegen 21:00 war das gesamte 1st Bn nach Querqueville vorgerückt und hatte den Ort besetzt. Nacqueville konnte dagegen aufgrund der einbrechenden Dunkelheit und zahlreicher Minenfelder nicht mehr in Besitz genommen werden, dem 2nd Bn wurde befohlen, den Ort am Morgen des 29. Juni einzunehmen.

Die Befehle für den Angriff auf die Halbinsel Jobourg sahen vor, dass die 4th Cavalry Squadron in einem schmalen Korridor entlang der Südküste der Halbinsel Jobourg, das 60th IR beiderseits entlang der heutigen D901 und das 47th IR entlang der Nordküste vorstoßen sollten. Die Amerikaner gingen davon aus, dass sie vor allem im Raum östlich von Branville-Hague (Stützpunkt-Gruppe Branville: Stp-481 – Stp-485), in Beaumont-Hague (WN-387, Gefechts­stand der 1./HKAR 1262) und weiter nördlich im Raum Gruchy – Gréville (heutiges Hameau Gruchy bzw. Gréville-Hague) auf starken deutschen Widerstand stoßen würden. Im Raum Gruchy – Gréville befand sich neben der etwas weiter östlich gelegenen M.K.B. Landemer (Castel Vendon, WN-229, vier x 15 cm S.K. C/28, 6./M.A.A. 260) vor allem der gut ausgebaute Stützpunkt Stp-486, Panzerwerk „Westeck-Ost“, eine im Prinzip dem Stp-235 „Carneville Osteck“ am Cap Lévy vergleichbare, wenn auch kleinere Anlage.

Der auf Beaumont-Hague zielende Angriff des 60th IR, dem ein Artillerieüberfall des 957th Field Artillery Battalion (15,5 cm Geschütze „Long Tom“) sowie ein Luftangriff mit P-47 Jagdbombern vorausging, kam zunächst gut voran, da die Deutschen das erste Tagesziel der Amerikaner, die Ortschaft Branville-Hague, kampflos geräumt hatten. Kurz darauf wurde der Vorstoß jedoch an der Kreuzung 167 (Carrefour des Hogues) gestoppt. An der durch einen Panzergraben blockierten Kreuzung geriet das südlich der heutigen D901 vorstoßende 1st Bn, 60th IR, unter konzentriertes Abwehrfeuer aus der Stützpunkt-Gruppe Branville, das ein weiteres Vorrücken der Amerikaner unmöglich machte. Das nördlich der D901 vorrückende 3rd Battalion wich nun nach Norden aus, durchstieß mit Unterstützung mehrerer Sherman Panzer bzw. M10 Wolverine Jagdpanzer die deutsche Linie und drang anschließend nach einem Schwenk nach Südwesten bis zur Kreuzung D901/D402E1, dem zweiten Tagesziel des 60th IR, vor. Dort grub sich das Bataillon angesichts heftigen Abwehrfeuers, das ihm aus Beaumont-Hague entgegenschlug, für die Nacht ein.

Weiter nördlich fand das 47th IR nach der kampflosen Besetzung von Querqueville am Vorabend nun auch die Ortschaften Urville und Nacqueville verlassen vor, die deutschen Einheiten hatten sich in der Nacht zuvor in die gut ausgebauten Stellungen des Panzerwerks „Westeck-Ost“ zurückgezogen. Die nachsetzenden Amerikaner kamen auf den engen, schlecht ausgebauten und zum Teil verminten Küstenstraßen jedoch nur langsam voran. Das führende 3rd Bn erreichte Hameau Nicolle am späten Vormittag und kurze Zeit später das erste Tagesziel, die circa 800 m westlich von Hameau Nicolle in nordsüdlicher Richtung verlaufende D404. Kurz vor dem Erreichen der Straße Gréville - Urville geriet das 3rd Bn unter heftiges Abwehrfeuer (Mörser, Pak und Flak) der M.K.B. „Landemer“.

Der Widerstand der sich hartnäckig wehrenden Deutschen konnte erst nach einem Artilleriebombardement und zweistündigem harten Kampf gegen 22:30 gebrochen werden, rund 250 Deutsche gingen in Gefangenschaft. Da bereits die Nacht hereingebrochen war, wurde der Angriff auf das Hauptziel, Gréville-Hague, auf den Morgen des 30. Juni verschoben. Französische Zivilisten berichteten in der Nacht, dass Gréville der am stärksten befestigte Ort auf der ganzen Jobourg Halbinsel sei, insbesondere der Höhenzug entlang der heutigen D203 nach Gruchy sei mit gut ausgebauten Verteidigungsstellungen versehen. Es handelte sich bei dem beschriebenen Bunkerkomplex um das mit 250 Männern der Unterkampfgruppe Hadenfeld (Major Hadenfeld, II./GR 919) besetzte Panzerwerk „Westeck-Ost“.

Am Morgen des 30. Juni ging das 47th IR nach einem 10 minütigen Artillerieüberfall von seiner Ausgangslinie entlang des Baches Ruisseau du Castel um 08:15 zum Angriff über. Das 2nd Bn überwand die vorgeschobenen deutschen Verteidigungsstellungen östlich von Gréville und drang um 09:00 in den Ort ein, der um 11:00 eingenommen war. Die Eroberung des Ortes ging zur Überraschung der Amerikaner so rasch vonstatten, dass der ursprünglich für einen späteren Zeitpunkt geplante Artilleriebeschuss des Ortes eiligst widerrufen werden musste. Gréville war nun zwar gefallen, aber Major Hadenfelds Männer im Bunkerkomplex „Westeck“ waren noch nicht geschlagen. Erst als die deut­schen Stellungen am frühen Nachmittag unter starkes US-Artilleriefeuer genommen wurden und das 1st Bn südlich von Gréville durchgebrochen und das „Westeck“ damit umgangen hatte, wurden in den ersten Bunkern weiße Fahnen gehisst. Noch am Nachmittag ergaben sich 200 Landser im „Westeck“. Einige Bunkerbesatzungen hielten jedoch noch einen weiteren Tag Stand, Major Hadenfeld ergab sich erst am 1. Juli gegen 16:00.

Zeitglich mit dem Angriff auf Gréville attackierte das 3rd Bn das weiter nördlich gelegene Gruchy, wurde aber vor dem Ort durch gut im Ziel liegendes Mörser- und Flakfeuer gestoppt. Erst nachdem auch das 2nd Battalion, das nach der Einnahme Grévilles bereits am Nachmittag des 29. Juni seinen Vormarsch in westlicher Richtung wieder aufgenommen hatte, das Feuer seiner Mörser und leichten Feldartillerie ebenfalls auf Gruchy lenkte, begann der Widerstand der deutschen Verteidiger im Granathagel der Haubitzen der beiden Bataillone allmählich nachzulassen. Gegen 17:00 streckte die Garnison von Gruchy erschöpft die Waffen. Inzwischen waren die 1st und 2nd Bns, 47th IR, rund 4,5 km weiter nach Westen vorgerückt und standen bei Einbruch der Nacht kurz vor Digulleville.

Noch in der Nacht stießen die beiden Einheiten Seite an Seite weiter in nordwestlicher Richtung vor und meldeten um 02:00 die Gefangennahme von Oberstleutnant Günther Keil, dem Kommandeur der deutschen Truppen auf der Halbinsel Jobourg.

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