Der Angriffsplan des US VII Corps

Ein erster, bereits am 27. März 1944 verabschiedeter Plan sah vor, dass die 101st AB hinter dem UTAH Beach abspringen sollte und die Zugänge zu vier vom Hinterland zum Strand (UTAH Beach) durch das geflutete Feuchtwiesengebiet führende befestigte Straßen (sogenannte EXITS) sowie den wichtigen Straßen- und Kommunikationsknoten Ste-Mère-Église einnehmen sollte. Darüber hinaus sollte die Division zwei Brücken am Unterlauf der Douve auf der Höhe Brevands/Le Port sowie die Schleuse von La Barquette sichern und zwei weitere Brücken bei Pont l’Abbé und Beuzeville la Bastille zerstören.

Die 82nd AB sollte dagegen weiter westlich im Raum zwischen La Haye du Puits und St.-Sauveur-le-Vicomte abgesetzt werden und den zwischen St.-Sauveur-de-Pierre-Pont und St-Lô-d´Ourville verbliebenen, nicht überfluteten 6 km breiten Korridor besetzen. Mit der Blockade des Korridors würde die dann letzte verbliebene Möglichkeit der Wehrmacht, ungehindert Nachschub in den Nordteil der Halbinsel zu befördern, unterbunden werden.

In der zweiten Maihälfte häuften sich jedoch Berichte der United States Army Air Force Luftauf­klärung, dass die Wehrmacht im Raum La Haye du Puits Truppen zusammenzog. Tatsächlich hatte die deutsche Führung nach eigenen Geheimdienst- und Aufklärungsberichten nun auch den Cotentin als potentielles Ziel einer Landung der Alliierten erkannt und die 90. ID (Luftlande-Division) an den Fuß der Halbinsel beordert. Da nun der für den Einsatz der 82nd AB vorgesehene Raum blockiert war, kam es am 27. Mai 1944 zu einer Besprechung der US-Befehlshaber und im Ergebnis zu einer radikalen Änderung des Einsatzplanes der beiden Airborne Divisions. Diese Änderungen wurden im überarbeiteten Angriffsplan des US VII Corps vom 28. Mai festgehalten.

Die Absprungzonen der 82nd AB wurden nun rund 18 km nach Osten verlegt (zwei Absprungzonen westlich und eine östlich des Merderet). Die Division bekam nun den Auftrag, zwei Brückenköpfe am Westufer des Merderet bei La Fière und Chef-du-Pont zu erobern und eine vorgeschobene Verteidigungslinie ausgehend von le Port Brehay im Norden über Gourbesville, Le Hameau Renouf bis nach Pont l’Abbé im Süden einzunehmen. Durch die Rückverlegung der 82nd AB sollten nun Einheiten der Division auch die beiden Douve-Brücken bei Etienville (Pont l’Abbé) und Beuzeville la Bastille zerstören sowie Ste-Mère-Église einnehmen. Beide Aufgaben waren vormals der 101st AB übertragen gewesen.

Durch den veränderten Einsatzraum der 82nd AB kam es nun auch zu Änderungen im Einsatzplan der 101st AB. Ihr Einsatzbefehl lautete nun, die Landung der 4th ID am UTAH Beach vor den erwarteten deutschen Gegenangriffen im Norden/Nordwesten und Süden/Südwesten abzuschirmen und vor allem die vier Verbindungswege, die vom Strand durch das Überschwemmungsgebiet ins Hinterland führten, einzunehmen und zu sichern. Weiterhin musste die Division zwei Brücken am Unterlauf der Douve bei Brèvands unzerstört besetzen und einen Brückenkopf am Ostufer des Flusses einnehmen, die Schleuse von La Barquette erobern und vier Brücken, die zwischen Carentan und St-Côme-du-Mont lagen, zerstören (siehe Karte unten).

Der Angriffsplan der amphibischen Landungstruppen, d.h. der 4th ID sowie zweier Bataillone des 359th IR, 90th ID, die für die Angriffsphase der 4th ID unterstellt waren, blieb von diesen Änderungen unberührt. Die amphibischen Landungstruppen sollten am Morgen des 6. Juni den Atlantikwall am UTAH Beach durchbrechen und im Verbund mit den beiden zuvor in der Nacht gelandeten Airborne Divisions noch am D-Day einen Brückenkopf bilden, der von le Grand Vey im Süden bis nach Quinéville im Norden und von dort in südwestlicher Richtung über Fontenay-sur-Mer, Magneville und Gourbesville bis nach Pont l’Abbé und von dort in süd-östlicher Richtung entlang der Douve über St-Côme-du-Mont bis nach le Grand Vey reichen sollte (siehe Karte unten).

Von diesem Brückenkopf aus sollten dann die 4th und 90th IDs so schnell wie möglich auf direktem Wege über Montebourg und Valognes auf Cherbourg vorstoßen, um den für die Anlandung des Nachschubes so dringend benötigten Tiefwasserhafen möglichst unzerstört einzunehmen. Interessanterweise wurden in dem neuen Korpsbefehl vom 27. Mai 1944 der rasche Vorstoß zur Westseite des Cotentin und die damit verbundene Abtrennung der in der Nordhälfte stehenden deutschen Verbände von ihrem Nachschub nicht explizit erwähnt. Offenbar erhoffte man sich auf Seiten der US-Amerikaner innerhalb weniger Tage vom UTAH Beach nach Cherbourg vordringen zu können, sodass die Unterbrechung der deutschen Nachschubwege in den Nordteil der Halbinsel zunächst einmal als nicht zwingend notwendig angesehen wurde.

Brückenkopf VII Corps am D-Day
Brückenkopf VII Corps am D-Day

Der am D-Day von den Truppen des US VII Corps zu erobernde Brückenkopf sollte von le Grand Vey im Süden bis nach Quinéville im Norden und von dort in südwestlicher Richtung über Fontenay-sur-Mer, Magneville und Gourbesville bis nach Pont l’Abbé und von dort in süd-östlicher Richtung entlang der Douve über St-Côme-du-Mont bis nach le Grand Vey reichen.

US Airborne Plan - 6. Juni 1944
US Airborne Plan - 6. Juni 1944

Die Absprungzonen T, O und N der 82nd AB westlich (T und N) und östlich (O) des Merderet sowie die Absprungzonen A, C und D der 101st AB im Gebiet zwischen der Route Nationale 13 und der Küste. 

US 4th ID Plan - 6 Juni 1944
US 4th ID Plan - 6 Juni 1944

Plan für die Landung der 4th ID am UTAH Beach mit anschließendem Vorstoß ins Landesinnere über die EXITS 1 - 4, die durch die Überschwemmungszone führten. Die Karte zeigt auch die für die Bildung des Brückkopfes am D-Day zu erreichenden Ziele der Division.

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