Am Abend des 16. Juni traf mit der rund 1.000 Mann starken Kampfgruppe Böhm (Oberst Böhm, Kommandeur des Grenadier-Regiments 943, die Kampfgruppe bestand aus dem II./GR 943 und dem Füsilier-Bataillon 353) die erste Vorauseinheit der aus der Bretagne anmar­schierenden 353. Inf.Div. ein und wurde im rechten Frontabschnitt der 352. Inf.Div., d. h. im Raum östlich von Villiers-Fossard eingesetzt. Die Kampfgruppe Böhm löste die abgekämpften Reste der Kampfgruppe von Aufsess sowie Teile der Kampf­gruppe Goth ab. Die abge­lösten Einheiten wurden nach Westen bzw. in Reser­vestellungen verschoben, sodass mit dieser Maßnahme gleichzeitig eine tie­fere Staffelung und Verkür­zung der Front- linie der 352. Inf.Div. erreicht werden konnte.

Am Morgen des 17. Juni ging die Kampfgruppe Böhm zum Gegenangriff über, der das 2nd Bn, 116th IR, im Raum Villiers-Fossard völlig überraschte, die Ameri­kaner einige Hundert Meter nördlich von Villiers-Fossard zurückdrängte und den Villiers-Fossard wieder voll- ständig unter deutsche Kontrolle brachte Dieser erfolgreiche Vorstoß wurde sogar von einem der ganz seltenen Angriffe der deut­schen Luftwaffe unterstützt, die sich mit einer Staffel Schlachtenfliegern beteiligte. Das plötzliche Erscheinen der Luftwaffe über dem Schlachtfeld Normandie löste bei vielen GIs Panik und Entsetzen aus und trug entscheidend zu den beträchtlichen Geländegewinnen der Kampfgruppe Böhm am 17. Juni bei.

Auch das dem 116th IR unterstellte 3rd Bn, 115th IR, stieß nach anfänglich leichtem Vormarsch bei les Foulons auf unerwartet starken Widerstand und wurde durch mehrere energische Gegenangriffe sogar gezwungen, sich im Laufe des Nachmittages bei eigenen Verlusten von 70 Mann wieder auf seine Ausgangsstellung zurückzuziehen. Selbst als Major General Gerhardt, Kommandeur der 29th ID, am 17. und 18. Juni auch die zunächst in Reserve gehaltenen 1st und 2nd Bn, 115th IR, zum Einsatz brachte, konnte der linke Angriffsflügel der 29th ID keine nennenswerten Geländegewinne mehr erzielen. Zu stark war der Wiederstand der deutschen Verteidiger, der Weg nach St-Lô war blockiert.

Am Abend des 18. Juni standen die 115th und 116th IR zwar südlich des Waldgebietes des Bois de Bretel, die Wehrmacht hielt aber weiterhin die Orte St. Andre-de-L´Epine, La Luzerne, Bourg d´Enfer und vor allem Villiers-Fossard besetzt.

Am rechten Angriffsflügel der 29th ID hatte das 175th IR, das entlang des Ostufers der Vire auf St-Lô vorstoßen sollte, am 16. Juni weit mehr Schlachtenglück als seine beiden Schwester-Regimenter. Tatsächlich gelang es dem 175th IR am Vormittag des 16. Juni nahezu ungehindert im Kampf gegen das GR 914 (Kampfgruppe Heyna) so weit nach Süden vorzudringen, dass Major General Gerhardt euphorisiert vermutete, dass das 175th IR auf eine Schwachstelle in der deutschen Verteidigung nördlich von St-Lô gestoßen war und damit ein schneller Durchbruch nach St-Lô im Bereich des Möglichen lag. Bei Einbruch der Dunkelheit des 16. Juni hatte das 3rd Bn, 175th IR, nach einem Vorstoß von über 3 Km den Ort l´Hôtel Ballot erreicht, am 17. Juni eroberte das Bataillon das 2,5 Km weiter südwestlich gelegene La Meauffe, das nur circa 6 Km nördlich von St-Lô liegt.

Noch erfolgreicher gestaltete sich der Vorstoß des 1st Bn, 175th IR, das am Morgen des 16. Juni die schwache deutsche Verteidigungslinie bei Moon-sur-Elle durchbrach und anschließend nahezu ungehindert in Richtung Süden vorstieß. Am Abend hatte das Bataillon über 5 Km zurückgelegt, nach weiterem raschen Vormarsch erreichte das Bataillon am Abend des 17. Juni den nördlichen Ortsrand von Le Mesnil-Rouxelin, das nur 3 Km nördlich von St-Lô liegt. In Le Mesnil-Rouxelin befand sich der Gefechtsstand der deutschen 352. Inf.Div., nur mit großer Mühe gelang es den durch das plötzliche Erscheinen der Amerikaner völlig überraschten deutschen Stabssoldaten, die Amerikaner am Orts­rand aufzuhalten, während sich Generalleutnant Kraiss und sein Stab in aller Eile nach St-Lô absetzten. Da sich mit dem überraschend schnellen Vorstoß des 175th IR die Frontlinie östlich der Vire immer weiter in Richtung Süden von der Frontlinie der westlich der Vire liegenden 30th ID ent­fernte, bestand die Gefahr, dass deutsche Einheiten von Westen die Vire überquerten und in den ungedeckten Rücken des 175th IR stoßen könnten. Um dieser Bedrohung entgegen zu wirken befahl Major General Corlett, zwei Bataillonen des 119th IR, 30th ID, am Ostufer der Vire dem vor­stoßenden 175th zu folgen, und durch ihre Präsenz das Ostufer der Vire gegen deutsche Angriffe vom Westufer der Vire abzusichern.

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