Als das 175th IR am Morgen des 18. Juni zu dem erhofften finalen Angriff auf St-Lô ansetzte, stieß die Einheit jedoch überraschend auf erbitterten Widerstand der Kampf- gruppe Heyna, deren Frontlänge am Vorabend durch die Eingliederung der Kampfgruppe Böhm in die Front bei Villiers-Fossard und die daraus resultierende Verschiebung der Kampfgruppe Goth nach Westen ver­kürzt worden war und somit an Tiefe gewann.

Harte Kämpfe entwickelten sich insbesondere um die nördlich von Le Mesnil-Rouxelin gelegene Höhe 108, die die Ameri­kaner am Abend des 17. Juni eingenommen hatten. Im Morgengrauen des 18. Juni überraschte ein heftiger Feuerüberfall aus Dutzenden Mörsern und Haubitzen die Ameri­ka­ner auf Höhe 108, kurz darauf erfolgte der Angriff der Kampfgruppe Goth, die ein Bataillon Grena­diere in das Gefecht schickte. Nach blutigen Kämpfen, während derer sich die Amerikaner nur mit äußerster Anstrengung auf Höhe 108 behaupten konnten, wurde das durch starke Verluste dezimierte 1st Bn, 175th IR, am Morgen des 19. Juni durch das 2nd Bn, 175th IR, abgelöst. Für sein Ausharren auf Höhe 108 wurde das 1st Bn, 175th IR, mit der prestigeträchtigen französischen Auszeichnung Croix de Guerre ausgezeichnet (die Einheit verlor allein an diesem 18. Juni 250 Männer, darunter 60 Tote) und erhielt darüber hinaus eine Presidential Distinguished Unit Citation, eine Auszeichnung der US-Army, die für die entschlossene Demon­stration von Tapferkeit und Korps­geist an einen ganzen militäri­schen Verband verliehen wird. Das hierbei geforderte Maß an Heldentum entspricht dem des Distinguished Service Cross, das an ein­zelne Perso- nen vergeben wird.

Die hohen Verluste, die das 175th IR auf Höhe 108 am 18. Juni erlitt, führten dazu, dass Überlebende des 175th IR den eigentlich unbe­deutenden Hügel in Anlehnung an den ameri- kanischen Verwun­detenorden bis heute als „Purple Heart Hill“ bezeichnen.

Als gegen Ende des 18. Juni klar wurde, dass die 29th ID St-Lô an diesem Tag nicht einnehmen konnte, befahl Major General Corlett, Kommandeur des US-XIX Corps, die Einstellung der Offensiv­bemühungen in diesem Frontabschnitt. Die 29th ID, die sich noch wenige Tage zuvor einer gewaltigen numerischen Überlegenheit erfreut hatte, war durch das rechtzeitige Eintreffen der Kampfgruppe Böhm und der Fallschirmjäger der 3. Fschjg.Div. nur wenige Kilometer vor St-Lô gestoppt worden.

Am 20. Juni befahl Major General Gerhardt einen letzten, lokal begrenzten Angriff auf den von Einheiten der Kampfgruppe Böhm gehaltenen Brückenkopf von Villiers-Fossard, der wie ein ausge­streckter Finger zwischen dem 175th IR und dem 115th IR weit hinein in das von den Ameri­kanern besetzte Gebiet reichte. Nachdem dieser mit Panzerunterstützung des 747th Tank Battalion vorge­tragene Vorstoß mehr als 1 Km nördlich von Villiers-Fossard im konzentrierten Abwehrfeuer der Kampf­gruppe Böhm bzw. der deutschen Artillerie liegen geblieben war, wurde die Offensive der XIX und V Corps vorübergehend eingestellt.

Ab dem 21. Juni ging, wie zuvor bereits die 1st, 2nd und 30th Infantry Divisions, mit der 29th ID auch die letzte der bei dem Angriff auf St-Lô beteiligten US-Infanterie-Divisionen in Verteidigungsstellung über. Die Linie der 29th ID verlief von West nach Ost ausgehend von les Esserts (nördlich von la Germainerie an der Vire gelegen) am Nordufer des Baches Rau de la Jouenne über la Pégoterie, Hameau Secqueville, les Foulons bis einschließlich Couvains, östlich von Couvains schloss die 2nd ID an.

Die deutsche Seite nutzte die unverhoffte Atempause und verstärkte ihre Abwehrstellungen durch Zuführung frischer Truppen sowie durch den Ausbau der Verteidigungsstellungen. Zwischen den Kontrahenten befand sich ein Niemandsland von bis zu 3 Km Tiefe, in dem in den Tagen nach dem 20. Juni viele kleinere Gefechte zwischen Aufklärungspatrouillen beider Seiten ausgefochten wurden. Die im Raum Villiers-Fossard liegende Kampfgruppe Böhm erhielt neben drei Sturmgeschützen auch 200 Mann Verstärkung, die von der 30. Schnellen Brigade in den Brückenkopf abkommandiert wurden. Die Kampfgruppe Goth (Oberst Goth, Kommandeur des GR 916) erhielt fünf Panzerab­wehr­geschütze.

Am 23. Juni traf darüber hinaus die 1.800 Mann starke Kampfgruppe Kentner (Oberst Albert Hugo Kentner, Kommandeur des GR 897, die Kampfgruppe bestand aus den I. und II./GR 897, 13./GR 897, 3., 8, und 9. Batterie, Artillerie-Regiment 266, sowie einem Zug der Panzerjäger-Kompanie des GR 897) von der 266. Inf.Div. ein und löste das stark dezimierte GR 914 (Kampfgruppe Oberstleutnant Ernst Heyna) im Frontabschnitt direkt östlich der Vire ab, das GR 914 ging in Reser­vestellung zurück.

Am 28. Juni erreichte die Kampfgruppe Rambach (Major Rambach, Kommandeur des I./GR 852, die Kampfgruppe bestand aus III./GR 898, 1./Pionier-Bataillon 343, 7./Artillerie-Regi­ment 343, ein Zug Panzerjäger des GR 898) von der 343. Inf.Div. mit circa 1.000 Mann die deutschen Linien nördlich von St-Lô und ging zunächst in Reservestellung. Durch die Zuführung neuer Truppen optimistisch gestimmt meldete Gene­ralleutnant Meindl an die 7. Armee, dass man auf Seiten des II. Fallschirm-Korps einem weiteren Angriff der Amerikaner mit Zuversicht ent­gegen sehen würde.

Um Spionagetätigkeit der französischen Zivilbevölkerung auszuschließen, wurden alle Bewohner, die sich noch zwischen der deutschen Frontlinie und einer 7 Km südlich von St-Lô liegenden Linie befan­den, evakuiert.

Höhe 108 "Purple Heart Hill"
Höhe 108 "Purple Heart Hill"

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