Um 08:00 am 29. Juni 1944 begannen die Amerikaner, die deutsche Front von St-Georges d´Elle bis zum Ostufer der Vire mit Artillerie- und Mörserfeuer zu belegen, Kampfbomber der US IX Army Air Force stürzten sich auf vorher identifizierte deutsche Widerstands- nester und Stützpunkte. Combat Command A ging anschließend mit Task Force Y an der rechten Flanke (beiderseits von Villiers-Fossard) sowie mit Task Force X an der linken Flanke (östlich der heutigen D 6) zum Angriff über, Task Force Z stellte zusammen mit dem 115th IR die Reserve dar und hielt sich im Hintergrund.

Kampfgruppe Böhm wehrte sich tapfer und brachten den Amerikanern mit mehreren 8,8 cm Flak sowie treffsicherem Mörserfeuer beträchtliche Verluste bei. Kampfgruppe Y wurde zunächst nördlich von Villiers-Fossard gestoppt, im Laufe des Vormittages gelang es den Amerikanern jedoch, mit Hilfe ihres zielgenauen Artilleriefeuers die deutschen Mörser- stellungen in und um Villiers-Fossard auszu­schalten, den Ort dann an seiner Ostseite zu umgehen und anschließend nach Westen einzu­schwen­ken. Weiter östlich stieß Kampf- gruppe X auf weniger energischen Widerstand und erreichte gegen Mittag die D 448 am Waldrand des Bois de Bretel. Gegen 19:00 hatte die Kampfgruppe beinahe La Luzerne erreicht, die Kampfgruppe wurde jedoch noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück zur D 448 befohlen, da ihre rechte Flanke durch den weitaus langsameren Vorstoß der Taskforce Y nun völlig offen lag.

Am frühen Morgen des 30. Juni wurde der Vorstoß wieder aufgenommen, nun wurde auch die Taskforce Z im Raum zwischen Taskforce X und Y ins Gefecht geworfen. Im Laufe des Tages verlor Taskforce X, die erneut wie am Vortage in Richtung La Luzerne vorstieß, mehrere Panzer durch deutsche 8,8 cm Flak sowie durch den todesmutigen Einsatz von mit Panzerfäusten bewaffneten deutschen Grenadiere, sodass sich diese Taskforce nach einem wuchtigen deutschen Gegenangriff erneut bis zur D 448 zurückziehen musste. Am Abend des 30. Juni hatte Combat Command A zwar den ihm erteilten Befehl, den Brückenkopf bei Villiers-Fossard einzudrücken, weitgehend erfüllt, der eigentlich im Großen und Ganzen eher unbefriedigende Erfolg, es wurden nur rund 900 m Boden­gewinn in Richtung St-Lô erzielt, wurde jedoch mit einem sehr hohen Preis bezahlt. Das noch kampfunerfahrenen CCA verlor bei seinem ersten Kampfeinsatz in diesen zwei Tagen 411 Mann, davon 60 Tote, sowie 9 Panzer. Am Abend des 30. Juni wurde das CCA wieder aus der Frontlinie heraus- gelöst und durch das 115th Infantry Regiment, 29th Infantry Division, abgelöst.

Weitaus bemerkenswerter als dieser lokale Erfolg der US-Truppen bei Villiers-Fossard war jedoch, dass die Amerikaner Ende Juni beim Einsatz ihrer Panzer erstmals neue Methoden erprobten, um ihre Gefechtsführung an die Besonderheiten der Heckenlandschaft des Bocage anzupassen.

Hierzu wurden an der Front­seite eines Sherman M4 auf Höhe der Wannenunterseite jeweils rechts und links zwei Metallspieße angebracht. Der so ausgerüstete Panzer rammte nun mit Vollgas diese beiden Spieße (Spitzname „Salad Fork“, d. h. Salatgabel) in das Wurzelwerk einer Hecke und setzte anschließend zurück. In die beiden in das Wurzelwerk der Hecke geschlagenen Öffnungen führten Pioniere anschließend 7 Kg schwere Spreng­ladungen ein, die in Messingkartuschen abgeschossener 10,5 cm Granaten gestopft waren und führten die Sprengung durch. Durch die Wucht der Explosion wurde in der Regel ein ganzes Stück Hecke in die Luft katapultiert, es entstand so eine mehrere Meter breite Lücke durch die der Sher­man M4 und die den Panzer begleitende Infanterie durch­stoßen konnten. Die Ameri­kaner nannten diese Vorgehensweise „Punch and blow“. Da die Spren­gung jedoch die hinter der nächsten Hecke in Stellung liegenden deutschen Verteidiger regelmäßig vor einem kurz bevorstehenden Heckendurchbruch warnte, hatten die Landser genügend Zeit, ihr MG- und Mörserfeuer bzw. panzerbrechenden Waffen auf die eben entstandene Lücke in der Hecke auszurichten. Somit war in der Regel kein Überraschungsmoment mehr gegeben, es musste nach noch erfolgversprechenderen Lösungen gesucht werden.

Einige findige Panzerkommandanten fan­den schnell heraus, dass es häufig schon genügte, mit ihren mit den beiden Stahlspießen nachge­rüsteten Sherman Panzern unter Vollgas mehr­mals in eine Hecke hinein­zufahren und diese durch die schiere Wucht der 30 Tonnen schweren Vehikel zu durchstoßen. Durch diese Rammstöße verbogen sich jedoch häufig die beiden Metallspieße oder rissen sogar ab, sodass dies ebenfalls noch nicht die endgültige Lösung darstellte. Bis Mitte Juli wurden in allen US Armored Divisions bzw. Tank Batta­lions Anstrengungen unternommen, eine befriedigende Lösung zu finden. Die wohl beste und bekannteste Lösung des Problems stammte von Sergeant Curtis G. Culin, 102nd Cavalry Recon­naissance Squadron, 2nd Armored Division, der so genannte „Hedge-Cutter“ (Heckenschneider). Culin nahm eine Idee eines Kameraden auf und fertigte eine einem Sägeblatt ähnelnde stählerne Konstruktion an, die an der Frontseite eines Sherman M4 Panzers auf Höhe der Bodenwanne befes­tigt wurde. Diese Konstruktion war stabil und ausgiebige Versuche zeigten, dass der so modifizierte Sherman selbst breite Hecken durch- stoßen konnte.

Culins Erfindung überzeugte schnell auch den Genera­lstab der 2nd Armored Division und so wurde Lieutenant General Omar Bradley am 14. Juli Zeuge einer eindrucksvollen Demon­stration des neuen Geräts. Tief beeindruckt befahl Bradley umgehend, möglichst viele der US-Panzer mit dem „Culin Hedge-Cutter“ nachzurüsten. Bis zum 25. Juli, dem Beginn der Operation Cobra, wurden rund 500 US-Panzer für den Einsatz im Bocage mit dieser Konstruk­tion ausgerüstet, bis Ende Juli waren 60% aller Sherman M4 Panzer modifiziert. Aufgrund ihres einem Nashorn ähnelnden Aussehens wurden diese Sherman M4 Panzer im Solda­tenjargon auch „Rhinoceros“ oder einfach nur kurz „Rhino Tank“ genannt. 

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