Nach dem Vorstoß des CCA auf Villiers-Fossards Ende Juni verliefen die nächsten Tage an der Front nördlich von St-Lo relativ ruhig. Dies ermöglichte beiden Seiten, ihre Stellungen auszubauen und sich auf die Fortführung der Kämpfe vorzubereiten. Die Amerikaner setzten während dieser Tage erstmals auf das Element der psychologischen Kriegsführung. Die US-Propagandaeinheiten versuchten über Lautsprecherdurchsagen in deutscher Sprache, die Landser von der Sinnlosigkeit ihres Widerstandes und von der guten Behandlung in der Gefangenschaft zu überzeugen. Darüber hinaus warf die US Army Air Force Tausende von Flugblättern über den deutschen Linien ab. Einigen Dutzend Volks­deutschen aus Polen, die in den Reihen der 352. Inf.Div. standen, gelang es trotz scharfer Über­wachung durch deutsche Unteroffiziere, in diesen Tagen überzulaufen. Da am 5. Juli auch die Reste der 716. Inf.Div. aus der Front herausgezogen wurden (rund 400 Männer des GR 726, des Ost-Bataillons 439 sowie der III./AR 1716; die Grenadiere des GR 726 waren nach der Gefangennahme Ihres Kommandeurs, Oberst Korfes, schon Mitte Juni zeitweise der Kampfgruppe Aufesess unterstellt worden), die Division sollte in Südfrankreich neu aufgestellt werden, wurde in der Nacht zum 6. Juli das bisher in Reserve stehende III./GR 898 (Kampfgruppe Rombach) an die Front vorverlegt und der Kampfgruppe Goth unter- stellt. 

Am 3. Juli trat Major General Middletons US VIII Army Corps im Bereich der Westküste des Cotentin zum Angriff an, am Tag darauf eröffnete das US VII Corps wenige Kilometer weiter östlich die US-Offensive. Trotz enormer personeller Überlegenheit konnten die Amerikaner die von den deutschen Verbänden zäh gehaltene Verteidigungslinie nicht durchbrechen, sondern die Front in mehreren Tagen harter Kämpfe unter hohen Verlusten nur wenige Kilometer nach Süden verschieben. Von Durchbruch war keine Rede. Die deutsche 7. Armee musste zwar ihre letzten Reserven in den Kampf werfen, aber die deutsche Front hielt. Nach wenigen Tagen wurde deutlich, dass die von der amerikanischen Führung gehegte Hoffnung, ein Durchbruch an der Westküste des Cotentin würde aufgrund der nun sich öffnenden, ungeschützten Westflanke auch die zwischen Taute und Vire sowie östlich der Vire stehenden deutschen Verbände zur Rücknahme der Frontlinie zwingen, erfüllte sich nicht. St-Lô musste also im Kampf eingenommen werden, anstatt wie erhofft, kampflos von den Deutschen geräumt zu werden.

Aufforderung zur Kapitulation
Aufforderung zur Kapitulation

Bereits Ende Juni begannen die Amerikaner mit dem Versuch, die deutschen Truppen von der Sinnlosigkeit ihres Kampfes zu überzeugen und sie zur Kapitulation bzw. Fahnenflucht zu bewegen. Neben eher improvi- sierten Propagandawerkzeugen wie das nebenan gezeigte Schild setzte die US-Amerikaner vor allem auf Lautsprecherwagen und den tausendfachen Abwurf von Flugblättern. Von diesen Aufrufen angesprochen, desertierte in der Folge eine Anzahl von volksdeut- schen Soldaten, meist polnischer Abstammung.

4. Juli Nationalfeiertag in den USA - Tausende Geschütze sendeten einen Gruß zu den deutschen Linien, selbst Generalleutnant Omar Bradley beteiligt sich an dem Feuerzauber
4. Juli Nationalfeiertag in den USA - Tausende Geschütze sendeten einen Gruß zu den deutschen Linien, selbst Generalleutnant Omar Bradley beteiligt sich an dem Feuerzauber

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