Am Nachmittag des 7. Juli unterstellte Lieutenant General Bradley die bis dahin in Reserve gehaltene 3rd Armored Division (Major General Watson) dem US XIX Corps. Noch am frühen Abend befahl daraufhin der Kommandeur des US XIX Corps, Major General Corlett, der 3rd Armored Division über die reparierte Brücke bei St-Fromond zu setzen und entlang der N 174 in Richtung des Höhenzuges westlich von St-Lô vorzustoßen. Der 30th ID wurde befohlen, den Panzereinheiten nach Süden zu folgen und deren rückwärtige Flanke abzu- sichern.

Entgegen des Befehls des XIX Corps marschierte das Combat Command B (CCB) der 3rd Armored Division nach der Überquerung der Vire am Morgen des 8. Juli jedoch nicht entlang der D 8 nach Westen, um dann bei der Kreuzung mit der N 174 nach Süden einzudrehen. Vielmehr schwenkte der Kampfverband unmit­tel­bar nach dem Überschreiten der Vire nach Süden ein, um entlang des West­ufers der Vire in südwestlicher Richtung vorzustoßen. Erst wenige Hundert Meter nördlich von Pont-Hébert sollte der Verband dann nach Westen in Richtung auf die N 174 eindrehen. Bevor es jedoch soweit kam, wurde die führende Panzereinheit des CCB, Taskforce X, auf Höhe der Klosterabtei südwestlich von St-Fromond von einem Gegenangriff von Einheiten der Kampfgruppe Wisliceny überrascht. Nach heftigem Gefecht, bei dem vier Panzer IV der 6./SS-Pz.Rgt. 2 sowie ein Sherman Tank zerstört wurden, erreichten Vorauseinheiten des CCB am Spät­nachmittag den Weiler la Berna­drie, 750 m nordwestlich von Cavigny. Das 119th IR stieß bis zum Abend des 8. Juli von St-Fromond kommend auf ähnlicher Route wie das CCB ebenfalls bis auf Höhe von la Bernadrie vor und ging dort wenige Hundert Meter von den Panzern des CCB entfernt in Stellung.

Am Abend des 8. Juli fällte Lieutenant General Bradley die Entscheidung, der Bitte von Major General Collins, Kommandeur des US VII Corps, zu entsprechen und die US 9th Infantry Division im Kampf­raum östlich der Taute einzusetzen. Collins US VII Corps versuchte seit dem 4. Juli vergeblich, im Raum zwischen dem Sumpfgebiet der Prairies Marécageuses de Gorges und des Flusses Taute mit dem Ziel, die Straße Coutances – St-Lô (heutige D 972) zu erreichen, vorzudringen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste das VII Corps zunächst von Carentan aus entlang der Straße Carentan – Périers auf einem nur 3 – 4 Km breiten Isthmus (Landzunge) vorstoßen, der an beiden Flanken von den Sumpf- und Über­schwemmungsgebieten der Prairies Marécageuses de Gorges (westlich) und des Flusses Taute (östlich) begrenzt war. Innerhalb dieses schmalen Streifen trockenen Landes konnte das US VII Corps jedoch nicht die ganze Kampfkraft seiner drei Infanterie-Divisionen (4th, 9th und 83rd ) zum Einsatz bringen, die Soldaten der drei Divisionen standen sich in dem beengten Raum buchstäblich gegenseitig auf den Füßen. Nach mehr oder weniger erfolglosem viertägigem Anrennen gegen die deutschen Vertei­diger des FJR 6 bzw. Einheiten der SS-Divisionen „Das Reich“ und „Götz von Berli­chingen“ hatte das US VII Corps nicht nur hohe Verluste erlitten, es konnte auch nur geringen Raumgewinn erzielen.

Am 7. Juli wurde die Offensive des US VII Corps vorübergehend gestoppt, Col­lins suchte nach neuen Wegen, die deutsche Front zu durchstoßen. Um bei der Wiederaufnahme der Offensive die ganze Feuerkraft seines Corps in die Waagschale werfen zu können, beantragte Collins, die Front­breite seines Corps auszuweiten, indem die 9th ID im Raum östlich der Taute und damit eigentlich im Kampfraum des US XIX Corps zum Einsatz gebracht wurde. Collins hoffte nun, mit seiner 9th ID die in dem schmalen Isthmus heftigen Widerstand leistenden deutschen Verbände östlich zu umgehen und sein Ziel, die Straße Coutances – St-Lô (heutige D 972), auf diesem Wege schneller zu erreichen. Der Einsatz der 9th ID im Einsatzraum des US XIX (bisherige Grenze zwischen den VII und XIX Corps war der Fluss Taute) engte zwar den Manövrierraum des XIX Corps erheblich ein, es bedeutete aber insgesamt gesehen eine erhebliche Stärkung der Feuerkraft der US-Truppen im Kampfraum Taute - Vire. 

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