Major General Gerhardts Plan für den 13. Juli sah vor, mit dem 175th IR den Hauptangriff entlang der Straße Bayeux – St-Lô (D 972) vorzutragen, während die 2nd und 3rd Bn, 116th IR, sich an den am Abend des 12. Juli erreichten Positionen eingraben sollten. Die Ziel- setzung des 175th IR lautete, sich entlang der D 972 bis in den Raum zwischen la Boulaye und la Madeleine vorzukämpfen. Der Beginn des Vorstoßes wurde auf 08:00 festgelegt, ein Angriff durch mehrere Staffeln P-47 Jagd­bomber sowie Feuerunterstützung durch die Korps- und Divisionsartillerie sollte die deutschen Linien sturmreif schießen. Das 175th IR musste den Angriff ohne die versprochene Panzerunterstützung beginnen (es gab Probleme bei der Betankung der Tanks), auch der Einsatz der Jagdbomber musste wegen schlechtem Wetter kurzfristig abgesagt werden.

Kurz nachdem sich die führenden Infanterie-Kompanien des 3rd Bn in Bewegung gesetzt hatten, schlugen die ersten deutschen Granaten zwischen den GIs ein, die deutschen Artil- leriebeobachter auf der südlich der D 972 gelegenen Höhe 101 verfolgten jede Bewegung der Amerikaner, gut im Ziel liegendes Artilleriefeuer war die Folge. Aufgrund des deutschen Sperrfeuers hatte das 3rd Bn gegen Mittag erst 450 m Raumgewinn erzielt und war nun bis auf die Höhe des weiter nördlich in der Talsenke des Rau de la Pière liegenden 1st Bn, 116th IR, vorgedrungen. Auch das hinter dem 3rd Bn, 175th IR, nachrückende 2nd Bn, 175th, erlitt durch das deutsche Artilleriefeuer starke Verluste, die Fortführung des Vorstoßes auf der exponierten und gut einsehbaren D 972 hätte dem 175th IR bis zum Abend inakzeptable Verluste beschert. Colonel Oliver Reed, Commanding Officer des 175th Infantry Regiment, forderte daher am frühen Nachmittag einen Zug Pioniere und einen Bulldozer an, um nördlich der D 972 eine Schneise durch die Heckenlandschaft des Bocage treiben zu lassen und damit seine Männer von der höchst gefährlichen Straße nehmen zu können. Das deutsche Artilleriefeuer verhinderte jedoch den Einsatz des Bulldozers, sodass die Pioniere auf sich allein gestellt waren und trotz des verschwenderischen Einsatzes von Sprengstoff nur langsam einen Durchgang durch die zahlreichen Hecken schlagen konnten. Am Ende des Tages hatte das 175th IR nur geringe Geländegewinne erzielt und ging rund 200 m westlich des 1st Bn, 116th IR, beiderseits der D 972 in Stellung.

Am rechten Flügel der 29th ID hatte das 115th IR am 13. Juli erneut versucht, beiderseits der D 6 in südwestlicher Richtung weiter auf St-Lô vorzustoßen. Lediglich dem 1st Bn gelang westlich der D 6 ein Geländegewinn von wenigen Hundert Metern, seine beiden weiter westlich bzw. östlich einge­setz­ten Nachbarbataillone konnten aufgrund energischen deutschen Widerstandes ihre Positionen nicht verbessern.

Direkt östlich der Vire nahm am Morgen des 12. Juli das 137th IR seinen am Abend zuvor nördlich des stark befestigten Ortes St-Gilles abgebrochenen Angriff mit einem 45 min langen Artillerieüberfall wieder auf. Als das 1st Bn in das Dorf eingedrungen war, kam es zu stundenlangen Gefechten mit der deutschen Garnison, die sich in Zugstärke in der Kirche von St-Gilles verschanzt hatte. Erst am Nachmittag hissten die letzten drei überlebenden Deutschen die weiße Flagge und ergaben sich. Das 2nd Bn, das St-Gilles östlich passiert hatte, kam zunächst gut voran, stieß dann aber auf starken deutschen Widerstand, der ihm aus dem befestigten Weiler la Petite Ferme entgegen brandete. Der Weiler wurde im Laufe des Tages mehrfach erobert und wieder verloren, bei Einbruch der Nacht befanden sich die wenigen Häuser jedoch noch immer in der Hand der Deutschen. Auch dem auf der linken Flanke der 35th ID eingesetzten 320th IR war das Kriegsglück an diesem 12. Juli nicht hold, die unerfahrenen GIs drangen in zähem Heckenkampf nur gerade einmal 200 m nach Süden vor.

Auch am 13. Juli gelang es den beiden in vorderster Linie stehenden Regimentern der 35th ID nicht, die Front entscheidend nach Süden zu verschieben. Dieser erneute Misserfolg hatte seine Ursache darin, dass der linke Flügel des 137th IR bzw. der rechte Flügel des 320th IR, die beide bereits am Vortag auf die Außenposten der bereits weiter oben beschrie- benen deutschen Stützpunktgruppe Le Carillon getroffen waren, nun im massiven Abwehr- feuer des deutschen Stützpunktes festhingen.

Da die Trennlinie der Einsatzräume der beiden US-Regimenter direkt durch die deutsche Stütz­punkt­gruppe verlief waren die Aktionen der beiden am Angriff beteiligten Batail­lone nur recht schwer zu koordinieren, da sie zu zwei verschiedenen Regimentern gehörten. So war aufgrund der mit dieser Konstellation einhergehenden Kommunikationsschwierigkei- ten den beiden eingesetzten US-Batail­lone (2nd Bn, 137th IR und 1st Bn, 120th IR) zunächst nicht klar, welche Ausmaße die deutsche Stützpunktgruppe tatsächlich besaß. Trotz Unter- stützung durch ein Platoon Sherman Panzer hatte sich das den westlichen Abschnitt des deutschen Stützpunktes attackierende 2nd Bn, 137th, bis zum Abend des 13. Juli erst durch die zahlreichen Vorpostenlinien gekämpft und stand nun unmittelbar an der nördlichen Hauptverteidigungslinie des Stützpunktes, die in west-östlicher Richtung entlang der Straße la Mare – le Carillon verlief. Auch das die Ostflanke des Stützpunktes angreifende 1st Bn, 120th IR, konnte weder durch die vordere deutsche HKL hindurch stoßen noch östlich den Stützpunkt umgehen, zu stark war die Rundumverteidigung der Deutschen, die mit ihren weittragenden automa­tischen Waffen jeden Frontalangriff bzw. Umgehungsversuch wir- kungsvoll vereitelten. 

12. Juli - Angriff der 35th ID
12. Juli - Angriff der 35th ID

Die nebenstehende Karte zeigt den Vorstoß der 35th ID zwischen dem 12. - 14. Juli, interessant ist hierbei der Bereich im Zentrum der Karte, Patrolled Area le Carillon.

Dies war ein formidabler deutscher Stützpunkt, an dem sich die Amerikaner die Zähne ausbissen. Der Stützpunkt konnte von den US-Einheiten nicht eingenommen werden, erst als die Amerikaner den Stützpunkt westlich und östlich passiert und damit faktisch von der eigenen Frontlinie abgeschlossen hatten, setzten sich die Überlebenden der Kampfgruppen Kentner und Rambach, die sich im Stützpunkt befanden, in einer Nacht- und Nebelaktion nach hinten ab und stiessen zu den in St-Lo stehenden Einheiten der 352. Inf.Div.

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